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Die Gemahlinnen der ersten zehn hohenzollernschen Kurfürsten.
erst ins fünfzehnte Jahr, als sie dem 52 jährigen Kurfürsten angetraut wurde.
Mit großem Geschick, mit Glück und Erfolg hat sie sich der Erziehung der
Kinder ihrer Vorgängerin angenommen. An allen Bestrebungen des Kur-
fürsteu, mochten dieselben auf die Hebung von Kunst und Wissenschaft zielen
oder die Förderung von Handel und Gewerbe bezwecken, nahm sie Verständnis-
vollen Anteil. Sie erinnert an die Fürstinnen des sächsischen Kaiserhauses,
die vermöge ihrer vorzüglichen Erziehung und großen Seelenstärke einen
wunderbaren Einfluß auf die Kaiser ausgeübt haben. Der Knrfürst ließ es
an Anerkennungen nicht fehlen. Zahlreiche ihr gemachte Schenkungen sind
Beweise dafür. Beim Tode ihres Gemahls zählte sie 35 Jahre. Auf ihrem
Witwensitz zu Krossen widmete sie sich der Erziehung ihrer Kinder, bis der
Tod sie im zehnten Jahre ihres Witwenstandes abberief.
Aurfürstin Katharina. Die Gemahlin Joachim Friedrichs, die Kur-
fürstin Katharina, war die Tochter des Markgrafen Johann von Kitstrm,
des zweiten Sohnes Joachims I. Ihre herrlichen Anlagen waren durch eine
sorgfältige Erziehung ausgebildet worden. Als Fürstin zeichnete sie sich durch
Pflichttreue, Sittenstrenge und Frömmigkeit aus. Jeder Tag wurde in der
kurfürstlichen Familie durch eine Andachtsstunde geheiligt, die morgens von
6—7 Uhr gehalten wurde. Gebet, geistliche Lesung und Gesang wechselten
darin ab. Sie ließ Erbauungsbücher auf ihre Kosten drucken und an dürftige
Glaubensgenossen verteilen. Mehr ins Volk gedrungen ist der Ruf ihrer
Wohlthätigkeit. In der Nähe von Berlin legte sie Molkereien an. Die Milch
wurde auf dem Molkenmarkte in Berlin verkauft und aus dem Erlös die
^-chloßapotheke eingerichtet, in der die Arzneien unentgeltlich an dürftige
Kranke verabfolgt wurden. Sie hielt es nicht unter ihrer Würde, notleidende
Kranke persönlich zu besuchen und ihnen Arzneien und Lebensmittel zu bringen.
Man nannte sie eine Mutter der Kranken.
^ Aurfürstin (Eleonore. In zweiter Ehe vermählte sich Kurfürst
Joachim Friedrich mit der Prinzessin Eleonore, der Tochter des ihm
verwandten Herzogs von Preußen. In aller Stille wurde die Hochzeit ge-
feiert. Eleonorens Vater war geisteskrank; ihre Jugend war infolgedessen nicht
glücklich gewesen. Aber in der Schule des Leidens war sie zu einer Fürstin
herangereift, die dem verantwortungsvollen Berufe, Mutter verwaister Kinder
und Gattin eines dem Greisenalter sich nähernden Fürsten zu werden, ge-
wachsen war. Sie starb bereits im vierten Jahr ihrer Ehe, und tief betrübt
stand der 61 jährige Kurfürst an der Bahre der 24jahrigen Gattin, die er
nur um ein Jahr überlebte.
Aurfürstin Anna. Die reiche Erbin, die den Besitzstand Branden-
burgs um mehr als das Doppelte vermehrt hat, war im Jahre 1594 zu
Königsberg mit Johann Sigismund vermählt worden. Die erste Zeit
ihrer Ehe verlebte das fürstliche Paar in stiller Zurückgezogenheit; denn es
regierte damals noch der Großvater Johann Sigismunds. Mit dem Re¬
gierungsantritte ihres Gemahls beginnt für die Kursürstin eine bewegtere
Zeit. Zwei Eigenschaften treten in ihrem Charakter besonders hervor, Festig-
keit und Frömmigkeit. Die Festigkeit zeigte sie in den Verhandlungen
ihres Gemahls mit den übrigen Verwandten in betreff der Jülichfchen Erb-