2. Entdeckungen.
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Am 3. August 1492 ging Kolumbus von dem andalusischeu Hafen Kolumbus
Palos unter Segel. Auf den Kanarischen Inseln blieb er mehrere Wochen,
um seine Schiffe auszubessern. Dann steuerte er weiter westwärts und 1492
erreichte nach langer, spannungsvoller Fahrt am 12. Oktober ein Eiland,
das bei den rothäutigen Eingeborenen Guauahani hieß, von Kolumbus
aber San Salvador genannt wurde. Es gehörte zu der Bahamagruppe
und war wahrscheinlich die Watlingsinsel. Die zutraulichen Bewohner
nannte Kolumbus Indianer; denn er meinte in Asien gelandet zu sein.
Von hier aus entdeckte er die beiden größten der vier Großen Antillen:
Kuba, wo er die Judiauersitte des Tabakrauchens kennen lernte, und
Haiti sHispaniola), wo er eine Niederlassung gründete. Auf einer zweiten
Fahrt berührte er mehrere der Kleinen Antillen und Portoriko.
Seine Kolonie auf Haiti fand er indes nicht mehr vor; die Eingeborenen
hatten sie vernichtet. Ohne Rache zu nehmen, legte er eine neue Siedlung
an, die besser gedieh. Unterwegs nach Kuba entdeckte er noch Jamaika,
die vierte der Großen Antillen. Eine dritte Fahrt führte ihn zu der Insel
Trinidad vor der Mündung des Orinoko und weiter westlich die Küste
Südamerikas entlang. Seine vierte und letzte Reise war als Umsegelung
der Erde gedacht. Von Haiti westwärts steuernd, befuhr er die Küste
Mittelamerikas vom Kap Grazias a Dios bis zum Golf von Darien,
um die westliche Durchfahrt nach Indien zu finden. Denn er war noch
immer des Glaubens, die Ostseite Asiens erreicht zu haben. In Wahr-
heit hatte er einen neuen Erdteil entdeckt und den Jnselkranz der Antillen
und die süd- und mittelamerikanische Festlandküste erkundet, die das Kari-
bische Meer umgrenzen.
Kolumbus erntete nicht den Dank, der ihm für seine Entdeckung ge-
bührte. Anfangs gefeiert und hochgeehrt, mußte er es erleben, daß er von
seiner dritten Fahrt in Ketten nach Europa geführt wurde. Obwohl der
spanische Hof ihn befreite und in Gnaden wieder aufnahm, gelang es ihm
nicht, sein altes Ansehen wieder zu gewinnen. Von Krankheit und Gram
gebrochen, kehrte er von seiner letzten Fahrt zurück und starb zwei Jahre
später (1506) zu Valladolid, von der Welt verlassen und vergessen.
Die von Kolumbus entdeckten Inseln nannte man Westindien im
Gegensatz zu Ostindien. Den Namen Amerika erhielt der neue Erdteil
nach dem Florentiner Amerigo Vespucei, der seine Entdeckungsfahrten
an den Küsten Südamerikas so selbstgefällig schilderte, daß sich der Glaube
festsetzte, die Entdeckung des neuen Erdteils sei eigentlich ihm zu verdanken.
Die erste Erdumsegelung (1519—1522). Hatte die Erde wirklich § 7.
die Gestalt einer Kugel, so mußte eine Wanderung oder Seefahrt in stets
gleicher Richtung endlich wieder an ihren Ausgangspunkt zurückführen.
Diesen Gedanken, der Kolumbus auf seiner letzten Fahrt geleitet hatte,
verwirklichte der Portugiese Ferdinand Magellan. Er war schon in
jugendlichem Alter nach Indien gegangen und hatte bei den Eroberungen
tapfer mitgefochteu, sich aber schließlich die Ungnade seines Königs znge-
zogen. Drum wandte er seinem Vaterlande den Rücken und bot dem