492 Rückkehr von London; Feldzug in Baden.
Bruder von England zurück. Der Prinz reiste Ende Mai von London ab.
In Wesel betrat er zuerst wieder den preußischen Boden unb wurde daselbst
festlich empfangen. In der Ansprache an die Behörden sagte er: ,,@s hat
sich Vieles in unserm Vaterlanbe geändert. Der König hat es gewollt, bes
Königs Wille ist mir heilig; ich bin sein erster Unterthan und schließe mich
mit vollem Herzen ben neuen Verhältnissen an; aber Recht, Ordnung und
Gesetz müssen herrschen, keine Anarchie; dagegen werbe ich mit meiner ganzen
Kraft streben, bas ist mein Beruf."
Am Todestage bes hochseligen Königs, seines Vaters, am 7. Juni traf
ber Prinz von Preußen wieber in Potsdam ein unb begab sich alsbalb mit
ber königlichen Familie zur Trauerfeier im Mausoleum zu Charlottenburg.
Der Prinz war im Wirsitzer Wahlkreise als Abgeorbneter zur Natio¬
nalversammlung erwählt worden; er begab sich am 8. Juui in die Sitzung
derselben, um auch ba seine Uebereinstimmung mit dem vom Könige betre¬
tenen Wege auszusprechen. Er mahnte die Versammlung an ihren hohen
Beruf und fügte hinzu: „Je heiliger dieser Beruf ist, besto heiliger muß ber
Geist unb bie Gesinnung sein, welche unsere Berathungen leiten. Die consti-
tntionelle Monarchie ist bie Regierungsform, welche nnser König zugeben
uns vorgezeichnet hat. Ich werbe ihr mit ber Treue unb Gewissenhaftigkeit
meine Kräfte weihen, wie bas Vaterland sie von meinem ihm offen liegenden
Charakter zu erwarten berechtigt ist. Dies ist die Pflicht eines jeden Vater-
lanbsfreunbes, vor Allem also bie meinige, als des ersten Unterthanen bes
Königs."
Nnr dieses eine Mal erschien der Prinz in der Volksvertretung, gleich
darauf legte er seiu Mandat nieder.
Der Feldzuq in Baden (1849). Die ersten Zeiten nach seiner Rück¬
kehr brachte der Prinz von Preußen auf fernem Schlosse Babelsberg ohne
hervortretende Betheiligung an den öffentlichen Vorgängen zu; doch folgte er
mit ernster, lebendiger Aufmerksamkeit der Entwickelung der vaterländischen
Verhältnisse.
Durch die Ereiguisse des Jahres 1849 wurde der Prinz von Neuem in
volle, thätige Theilnahme an den öffentlichen Angelegenheiten hineingezogen.
Gegenüber den revolutionären Bewegungen, welche das Scheitern der Be¬
strebungen für eine deutsche Reichsverfassung in Sübbeutschlaub hervorrief,
sollte der Prinz sich zum ersten Male als Feldherr bewähren, indem der
König ihm den Oberbefehl über sämmtliche zur Dämpfung des Aufruhrs ent¬
sandten preußischen Truppen übertrug. Im Juni begab er sich zunächst nach
Mainz und von da zu den nach der baierschen Pfalz marfchirenden Truppen,
die ihu mit Jubel empfingen. Begleitet von feinem Neffen, dem kühnen
Prinzen Friedrich Karl, leitete er mit raschem Erfolg alle Operationen zur
Befreiung der Pfalz uub rückte fobaun bei Germersheim über den Rhein,
um auch das Großherzogthum Baden der Gewalt des Aufruhrs zu entreißen.
In einer Reihe von Gefechten bei Ubstadt, Durlach u. f. w. gab der priuz-
liche Oberfeldherr im heftigen Feuer durch freudigen Muth eiu anfeuerndes
Beispiel für seine ihm begeistert folgenden Truppen. Am 25. Juni zog der
Prinz bereits in die badenfche Hauptstadt Karlsruhe ein und wurde vou den
Dewohueru freudig ausgenommen, während die Führer der Aufständischen