C. Die Zeit des Dreißigjährigen Krieges.
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von seinen holländischen, jenem von seinen spanischen Glaubensgenossen.
Wieder schien der Krieg unabwendbar. Da griffen England und Frauk-
reich vermittelnd ein, und die beiden Fürsten einigten sich in dem Vertrage
m Xanten (1614) vorläufig dahin, daß Jülich und Berg an Psalz-Neu-
bürg, dagegen Kleve, Mark und Ravensberg an Brandenburg fallen sollten.
Der große Krieg hatte seine Schatten über Deutschland geworfen, uud
schon bald hörte und sah man ihn selbst aus den Habsburgischen Erb-
ländern drohend und dröhnend heranschreiten.
C. Die Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618—1648).
1. Der Böhmisch-Pfälzische Krieg (1618-1623).
Ausstand und Krieg in Böhmen. Die böhmischen Protestanten § 39.
hatten in Klostergrab und Braunau Kirchen erbaut, obwohl diese Städte
auf geistlichem Gebiete lagen. Allein die Grundherren jener Orte, der Erz-
bischof von Prag und der Abt von Braunau, erhoben dagegen Einspruch,
und die kaiserlichen Statthalter in Prag verfügten einstweilen, die Kirchen
zu schließen, später sogar, sie abzubrechen, was in Klostergrab auch wirklich
geschah. Die Beschwerde der Protestanten wiesen sie zurück und bewirkten,
daß auf deren Throngesuch aus Wien eine ungnädige Antwort einlief.
Darauf versammelten sich die protestantischen Stände in Prag, um über
weitere Schritte zu beraten. Der ehrgeizige Graf Matthias von Thuru,
einer der „Defensoren" der böhmischen Konfeffion, der mit dem Kaiser per-
sönlich verfeindet war, wußte seine Glaubensgenossen so zu erregen, daß
sie Rache verlangten. [Sie zogen daher unter seiner Führung bewaffnet
auf das Schloß, stellten die Statthalter zur Rede und warfen „nach böh¬
mischem Brauch" zwei, die sie für die Urheber der ungünstigen Haltung
des Hofes hielten, samt ihrem Geheimschreiber zum Fenster hinaus (1618).
Nun rissen die Aufruhrer die Regierung an sich, rüsteten ein Heer d« m*
und reizten auch die Protestanten in Schlesien, Mähren, Ungarn und mi (tont."
Österreich zur Empörung auf. Unter diesen Wirren starb Kaiser Matthias, leis.
Ihm folgte sein Vetter Ferdinand von Steiermark, wie sein Jugendfreund
Maximilian von Bayern ein eifriger Katholik. Da die aufständischen
Böhmen seine Rache fürchteten, erkannten sie ihn nichts als ihren König
an. Als Thnrn mit einem Heere gegen Wien vorrückte, nahmen auch
die österreichischen Protestanten eine drohende Haltung an, drangen in
die Hofburg ein und trugen ihre Forderungen vor. Obwohl Ferdinand
dabei für einen Augenblick persönlich in Gefahr geriet, ließ er sich nicht
einschüchtern. Kaum war Thurn, im Rücken von feinen Truppen bedroht,
abgezogen, da eilte er nach Frankfurt, wo er einstimmig zum Kaiser ge-
wählt wurde. Aber währenddes riefen die Böhmen den jungen und
unerfahrenen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, das Haupt der Union,