Full text: Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte

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größte Fehler der Deutscheu war die Neigung zum Trunk und zum Spiel. 
Manche verspielten sogar ihre Freiheit. t 
5. Das Volk zerfiel in Freie und Unfreie. Zu den Freien. welche 
zugleich die Wehrfähigen waren, gehörten vor Allem die Grundbesitzer, 
die vornehmsten Geschlechter bildeten den Adel. Zu den Unfreien gehörten 
die Hörigen und die leibeigenen Knechte. Mehrere Freie mit ihrem Eigen- 
thum bildeten eine Mark oder Gemeinde, mehrere Marken einen Gau, 
mehrere Gaue eine Völkerschaft. Über allgemeine Angelegenheiten, Gesetze, 
Krieg und Frieden, wurde in der Volksversammlung entschieden, woran 
nur die Freien Antheil hatten. Hier wurden auch die Oberhaupter, die 
Heerführer oder Herzöge, die Gaurichter oder Grafen, gewählt. Der 
Deutsche erkannte keine anderen Richter über sich, als die ihm gleichen 
Männer seines Gaues. Konnte bei Klagen eine Sache durch die gewöhn- 
liehen Beweismittel nicht erledigt werden, so überließ man die Entscheidung 
einem Gottesurtheil, indem man glaubte, die Götter selbst würden Schuld 
oder Unschuld an den Tag bringen; dahin gehörten die Feuerprobe, die 
Wasserprobe und der Zweikampf. Bei einem Volkskrieg mußten alle 
wehrhaften Männer ins Feld ziehen; das war der Heerbann. Oft aber 
schloffen sich zu einem Unternehmen kriegslustige Männer an einen Fürsten 
oder Edelmann an und verpflichteten sich zu unverbrüchlicher Treue; das 
waren die Gefolgschaften. 
6. Die Deutschen verehrten mehrere Götter; aber der Gottesdienst 
fand nicht in Tempeln statt, sondern auf heiligen Bergen, in geweihten 
Hainen, besonders unter großen Eichen. Ihr oberster Gott war Wodan 
(Odin), ihm war der Mittwoch heilig; seine Frau hieß Frigga (Holda, 
Frau Holle, auf Rügen Hertha). Seine vornehmsten Söhne waren Tin 
(Tyr), der Kriegsgott, dem der Dienstag heilig war, und Donar (Thor), 
der Gott des Donners, dem der Donnerstag geweiht war. Andere Götter 
waren Fro, der Sonnengott und Gott des Friedens und der Fruchtbarkeit, 
seine Schwester Freyja, bte Göttin der Liebe; Braga, Gott der Dichtkunst;' 
Jduua, Göttin der Jugend und der Unsterblichkeit. Der Feind der Götter 
war der tückische Loki. Zwischen Göttern und Menschen gab es nach dem 
Glaubender Deutschen noch ein besonderes Geister- oder Dämonengeschlecht, 
Riesen und Zwerge, Elsen, Nixe, Kobolde. Zu den Riesen gehörten 
auch die drei Schicksalsgöttinnen oder Nornen. Der Glaube an ettt Leben 
nach dem Tode war den Deutschen nicht unbekannt. Die im Kampfe 
ruhmvoll Gefallenen wurden von Wodan in die Himmelsburg Walhalla 
aufgenommen; hier wurde täglich gekämpft; aber Abends waren Alle beim 
großen Trinkgelage vereinigt. — Spuren des germanischen Heidenthums 
findet man noch jetzt in manchen Sagen und Gebräuchen. 
7. Die Deutschen waren in viele Völkerschaften getheilt. An der 
Nordseeküste wohnten die Friesen, westlich von der untern Elbe die Longo- 
barden, nördlich vom Harz die Cherusker, zwischen Maut, Rhein, Donau 
die Markomannen (später in Böhmen), in Jütland die Cimbern, zwischen 
Pregel und Weichsel die Gothen. 
• §. 28. Hermann der Befreier Deutschlands. 
1. Die Deutschen waren bestimmt, die alte griechische und römische 
Bildung mit dem Christenthum in sich aufzunehmen und mit ihrem eigenen
	        
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