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er im Kreise feiner Kinder. Die Frömmigkeit wohnte in seinem Herzen,
er gmg täglich früh und Rachmittags in die Kirche, und unglückliche
Chnsten in fremden Ländern erfreuten; sich seiner Wohlthaten. 814 starb
er und wurde zu Aackeu begraben, im kaiserlichen Schmuck, auf einem
goldenen Stuhle sitzeno mit Schwert und Krone, einem Evangelienbuch
auf den Knieen und einer Pilgertasche an der Seite. In Liedern und
Sagen lebte er fort im Munde des Volkes.
7. Mit dem schwachen Ludwig dem Frommen sank das
große Frankenreich, und unter seinen Söhnen entstanden da-
raus 843 durch den Vertrag zu Verduu (cm der Maas in Lothrin-
gen) die drei Neiche Deutschland unter Ludwig dem Deut-
scheu, Frankreich unter Karl dem Kahlen und unter
Lothar Der letzte erhielt die Kaiferwürde und außer Italien einen
Länderftrich vom Mittelmeer bis zur Nordfee zwischen dem Rhein im Osten
und der Scheide, Maas, Saone und Rhone im Westen, wozu Burgund
und Lothringen gehörten.
§. 33. Der Islam. Muhammed und feilte Religion.
1. Während das Christenthum sich in Europa allmählich ausbreitete,
wurde es in den Ländern Asiens und Afrikas, wo es zuerst aufgetreten
war, durch eine neue Religion verdrängt. An der Südseite Asiens erstreckt
ftckj in den indischen Ocean die große Halbinsel Arabien. Ste gehört zur
Halste schon der heißen Zone an, ist voller Sandwüsten und Steppen,
und nur in einzelnen Strichen, wie im glücklichen Arabien, fruchtbar.
Die Araber sind der Mehrzahl nach Nomaden (Beduinen) und leben zum Theil
noch jetzt wie zu Abrahams Zeiten. Von jeher waren sie ein unabhängiges
Volk, voll Much und Stob, die Freiheit über Alles liebend, treu gegen
den Freund, aber in der Verfolgung des Feindes kein Blut scheuend,
gastlich gegen Fremde, phantasiereich und der Dichtkunst zugethan.
Christenthum, Judenthum und Heidenthum bestanden bei ihnen neben
einander. Ihr Nationalheiligthum war die Kaaba in Mekka, ein viereckiges
Gebäude, welches einen schwarzen Stein einschloß.
2. Unter den Arabern trat Ntuhammed als Religions-
stister ans. Er wurde 570 in Mekka geboren aus edlem Geschlechte.
Früh verlor er den Vater und wurde von seinem Oheim, dem weltlichen
und geistlichen Fürsten von Mekka und dem Vorsteher der Kaaba, erzogen.
Als Kaufmann machte er weite Reifen und heirathete darauf die reiche Wittwe
Kadtdfcha, deren Handelsgeschäfte er geführt hatte. ^Aber es sollte aus
ihm etwas Höheres als 'ein Kaufmann werden. Schon feine äußere
Erscheinung flößte Ehrfurcht ein; dazu hatte er einen hoch streb enden
Geist, eine lebendige Einbildungskraft, eine hinreißende Beredsamkeit.
Die vorhandenen Religionen genügten ihm nicht. Er zog sich in die Ein-
samkeit zurück und glaubte sich bald berufen, eine neue Religion zu stiften.
Im vierzigsten Jahre trat er als Prophet auf, zuerst vor seiner Frau und
einigen Verwandten, dann öffentlich. Aber feine eigenen Stammgenossen
verschworen sich gegen ihn, und nur mit Mühe entging er ihren Rache¬
plänen. Cr floh 62*2 von Mekka nach Medina, und von
dieser Flucht an (Hedschra) zählen die Muhammedaner ihre