7. Aus dem ersten Römerzuge setzte sich Friedrich in dem kaiserlich
gesinnten Pavia die eiserne Krone aus und zog zur Kaiserkrönung nach
Rom. Hier bewillkommnete ihn Papst Hadrian IV. (einst ein Bettel¬
knabe aus England) in seinem Lager. Da ihm aber Friedrich nicht den
Steigbügel beim Absteigen vom Pferde hielt, so verweigerte ihm der Papst
so lange den Friedenskuß, bis jener sich bequemte, ihm den Bügel zu
halten. Auf dem zweiten Römerzuge mußte sich das übermüthige Mai-
land ergeben und dem Kaiser huldigen, wobei der Adel barfuß und die
Bürger mit Stricken um den Hals erschienen. Aber die lombardischen
Städte fanden Hülfe bei dem Papst Alexander III.; dieser war wider
Friedrichs Willen gewählt worden und that den Kaiser in den Bann, der
sich für den Gegenpapst entschieden hatte. Als Mailand sich von neuem
empörte, schwur Friedrich im Zorn, die Krone nicht eher aufzusetzen, als
bis die Stadt erobert wäre. Wirklich wurde sie 1162 eingenommen und
zerstört.
8. Wiederum erhoben sich die lombardischen Städte gegen den Kaiser
und schlössen einen Bund, dem auch die reiche und mächtige Seestadt
Venedig angehörte. Mailand wurde wieder ausgebaut und eine feste Stadt
gegründet, welche zu Ehren des mit ihnen verbundenen Papstes den Na-
men Alessandria erhielt. Darum trat Friedrich den fünften Römer--
zng an. Aber von Heinrich dem Löwen verlassen, wurde er 1176 bei
Legnano nordwestlich von Mailand besiegt. Nun söhnte er sich mit dem
Papst aus. Beide Häupter der Christenheit kamen in Venedig zusammen.
Als der Kaiser den Papst vor der Markuskirche erblickte, warf er den
Mantel weg, fiel vor ihm nieder und küßte ihm die Füße. Was ihm
in Oberitaken nicht gelungen war, erlangte er später in Unteritalien, in-
dem sein Sohn Heinrich die normännische Thronerbin von Neapel und
Sicilien heirathete, zum großen Verdruß des Papstes.
9. Nicht auf deutschem Boden noch in Italien war der Tod dem
großen Kaiser beschieden; er starb auf einem Kreuzzuge in Klein-
afien, welchen er, als Saladin Jerusalem wieder erobert hatte, zum
Schrecken der Muhammedauer unternahm. Schon war der Heldengreis,
mit der Kraft und dem Feuer eines Jünalinas kämpfend, bis Cilicien
vorgedrungen; hier aber ertrank er, als er ourch einen Fluß reiten wollte.
Lange mochte das Volk nicht an seinen Tod glauben. Die Sage hat ihn
in den Kysfhäuser in Thüringen versetzt, wo er verzaubert schläft, bis er
einst erwachen uud die Herrlichkeit des deutschen Reiches von neuem grün-
den wird. Seine Regierung giebt ein Bild des ganzen Mittelalters.
Im Vordergrunde steht der Kaiser, dessen Vorbild Karl d. Gr. ift, ihm
gegenüber in Deutschland der mächtige Vasall, in dem ersehnten Italien
die freiheitsliebende Stadt mit altrömischem Unabhängigkeitssinn und der
gewaltige Papst; im Hintergrunde ist die Christenheit im Kamps mit den
Ungläubigen im Morgenlande und den Heiden an der Ostsee.
§. 42. Die Hohenstaufen. Innocenz III. Friedrich II.
Untergang des Hauses.
1. Friedrichs I. Nachfolger waren Heinrich VI. und Philipp
von Schwaben. Nach Heinrichs Tode gelangte sein Sohn Friedrich,