Full text: (Pensum der Obertertia): Die brandenburgisch-preußische Geschichte, seit 1648 im Zusammenhange mit der deutschen Geschichte (Teil 2 = [4 des Gesamtw.])

108 Wilhelm. 
zur Überlassung ihrer Stellung an die Österreicher. Die größte 
Schwierigkeit machte jetzt die Eroberung der Düppeler Schanzen, 
der Insel Alsen gegenüber: erst nach einigen Wochen (am 18. April) 
gelang es dem Prinzen Friedrich Karl, dieselben zu erstürmen 
und über 3000 Gefangene zu machen. Die Österreicher, welche in- 
zwischen weiter nach Norden vorgedrungen waren, besetzten ganz Jüt- 
land. Englische Friedensvermittelungen waren erfolglos. 
Der Krieg wurde aber bald beendet. Die Preußen setzten auf großen 
Böten nach Alsen über, erstürmten die letzte Stellung der Dänen und 
machten wieder 3000 Gefangene. Nun verstand sich Dänemark zum 
Frieden von Wien, in welchem es Schleswig, Holstein und Lauen- 
bürg an Preußen und Osterreich abtrat. 
[Vertrag von Gastein 1865.] Um Streitigkeiten zu vermeiden, 
kamen die beiden deutschen Großmächte in dem Vertrage von 
Gastein 1865 dahin überein, die Verwaltung der occupierten 
Herzogtümer zu trennen; Holstein sollte von Osterreich, Schles- 
wig von Preußen provisorisch verwaltet werden, und Lauenburg 
gelangte gegen eine Geldentschädigung an Preußen. 
§72. Der deutsche Krieg 1866. [Ursache.] Solange zwei Gro߬ 
mächte, Osterreich und Preußen, um die Hegemonie in Deutschland 
stritten, konnte von einer nationalen Einigung desselben nicht die 
Rede sein, zumal Osterreich fortfuhr, eine auf fester Grundlage be¬ 
ruhende Einigung zu hintertreiben. — Die schleswig-holsteinische An- 
gelegenheit sollte die endliche Entscheidung auch in dieser wichtigen 
nationalen Frage herbeiführen. Eifersüchtig auf jede Machtvergröße- 
rung Preußens, verlangte nämlich Ost erreich, der Erbprinz von 
Augustenburg solle als Herzog von Schleswig-Holstein anerkannt 
werden und als souveräner Fürst dem deutschen Bunde beitreten. 
Dagegen machte Preußen geltend, dies könne nur geschehen, wenn 
jene Herzogtümer ihm in militärischer Beziehung untergestellt würden. 
Österreich übergab die Angelegenheit dem deutschen Bundestage, 
und Gablentz, der Statthalter von Holstein, berief ohne Mitwir¬ 
kung des preußischen Kommissars die holsteinischen Stände, 
eine Maßregel, welche Preußen für einen Bruch des Gasteiner Ver- 
trags erklärte. Als darauf ein preußisches Corps in Holstein 
einrückte und Gablentz zum Abzug nötigte, stellte Osterreich im Bundes- 
tag den Antrag auf Mobilmachung der Bundesarmee gegen Preußen. 
Der Antrag wurde mit 9 Stimmen gegen 6 angenommen. Preußen 
trat aber aus dem Bunde aus und erklärte ihn für aufgelöst.
	        
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