II Die Zeit der Republik.
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Volk gewonnen werden^Diesmal verstand es aber der Senat, den
Gracchus beim Volke ffiift unbeliebt zu machen; er stiftete nämlich
einen anderen Volkstribunen, Drusus, an, noch volksfreundlichere
Gesetze einzubringen, als Gracchus selbst. So beantragte Drusus
u. a., daß 12 neue Kolonieen in Italien selbst eingerichtet werden
sollten, was geradezu unmöglich war, da hierzu kein Ackerland vor-
Händen war. Als daher Gajus Gracchus von Karthago, wohin er abgereist
war, um eine Kolonie Junonia zu gründen, nach Rom zurückkehrte,
fand er beim Volke kein Gehör mehr. Im Jahre 121 kam es wieder
bei den Wahlen zu offenen Kämpfen zwischen der Senats- und Volks-
Partei, in denen Gajus und gegen 3000 seiner Genossen den Tod
sanden.
Die alten Einrichtungen wurden meist wieder hergestellt, so
daß das Volk wenig oder gar nichts gewonnen hatte.
Aer Iuqurthinische Kriea 111—106. ^Ursache. Jugurtha.^ § 69.
Wie verderbt die römische Senatspartei in dieser Zeit war, zeigt
besonders deutlich der Jugurthiuische Krieg. — Jugurtha, ein hoch-
strebender und reich begabter, aber auch habgieriger und selbstsüchtiger
Fürst, war ein Enkel des Massinissa und der Adoptivsohn seines
Oheims Micipsa. Dieser setzte im Testamente fest, daß seine Söhne
Adherbal un^Hiempsal sowie sein Neffe Jugurtha das Numidische
Reich zu gleichen Theilen erben sollten. Jugurtha gab sich aber mit
dieser Bestimmung nicht zufrieden, ließ den Hiempsal töten und geriet
darüber mit Adherbal in einen Bürgerkrieg, den der römische Senat
durch einige seiner nach Afrika gesendeten Mitglieder, die, wie es scheint,
von beiden Kriegführenden bestochen worden waren, dadurch beilegte,
daß er Numidien zwischen Jugurtha und Adherbal teilte. Vier Jahre
später überfiel nun ersterer seinen Vetter, eroberte die Hauptstadt Cirta
und brachte sowohl den Adherbal, als auch viele dort ansässige Römer
ums Leben.
sJuqurtha in Rom. Schlacht am Muthul 109. Bocchus
Von-Mauretanien.^ ^etzt erst machten hip Rnmpr (Simjt nnh's,'chTrffpn
ein Heer nach Numidien) der führende Konsul wurde aber ebenfalls
von Jugurtha bestochen und schloß einen ehrlosen Frieden. Die römische
Volkspartei ergrimmte hierüber aufs äußerste und verlangte, daß der
König zur Vernehmung nach Rom geladen würde. Jugurtha erschien,
beging aber ein neues Verbrechen; er ließ einen Enkel des Massinissa,