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Kirchentrennung. — Die Reformation.
zunächst in Italien, dann auch in Frankreich, Deutschland und England
ein ganz neuer wissenschaftlicher und künstlerischer Geist; man suchte
die alte griechisch-römische Welt nicht nur zur erforschen, sondern
auch möglichst getreu nachzuahmen. Es ist dies das Zeitalter der
Renaissance (Wiedergeburt) oder des Humanismus (d. h. Be-
schäftigung mit den menschlichen Dingen der alten Völker im Gegen-
satze zu den göttlichen Dingen der Theologie des Mittelalters).
[Buchdruckerkunst.] Und wie das Schießpulver dem Aufkommen
der Monarchien wesentlich förderlich war, so die Erfindung der Buch-
druckerkunst der Verbreitung des Humanismus. Um 1440 fand
nämlich der Deutsche Johann Gutenberg (genannt Gensfleisch) zu
Mainz ein Verfahren, wodurch mittelst gegossener und zwar beweglicher
metallener Lettern die litterarischen Erzeugnisse leicht und billig
vervielfältigt werden konnten, während die früher erfundene Holz-
fchneidekunst nur einzelne Flugblätter, Bilder und dergleichen herzustellen
vermochte. Erst jetzt wurde es auch den ärmeren Volksklassen möglich,
an dem geistigen Leben der Gelehrten teil zu nehmen.
Kirchentrennung. [Reformation.] Das Mittelalter kannte im
Abendlande im wesentlichen nur eine, die katholische Kirche. In ihr
waren im Laufe der Zeiten Schäden zu Tage getreten, die namentlich
in Deutschland und Frankreich das Verlangen nach einer Reform an
Haupt und Gliedern (§ 56) wachriefen. Es wurden die Kirchen-
Versammlungen zu Pisa, Kostnitz und Basel berufen, aber sie hatten
nicht den gewünschten Erfolg, und die Unzufriedenheit mit gewissen
kirchlichen Zuständen blieb bestehen. Diese schuf nun einen günstigen
Boden für die Reformation Luthers, Zwinglis und Calvins und
führte durch dieselbe zu der großen Kirchentrennung. Die Folge
hiervon waren wiederum furchtbare Kämpfe zwischen den Anhängern
des alten und des neuen Glaubens besonders in Deutschland, Frank-
reich und England.
2. Die Zeit der Reformation 1517—1555.
Die Reformation bis 1521. [Luther], Martin Luther wurde
am 10. November 1483 zu Eisleben als Sohn eines Bergmanns
geboren, besuchte die Schulen in Mansfeld, Magdeburg und Eisenach
und bezog 1501 die Universität Erfurt, um Rechtswissenschaft zu studiereu.
Er widmete sich aber mehr der Philosophie und trat 1505 in das