4 Kap. 2. Die Kainiten und Sethiten. Kap. 3. Die Sündfluth.
Züchtigung überließen, sie vom Fluch der Sünde erlösen und so das der-
lorene Heil wiederbringen würde.
Kap. 2. Die Kainiten und Sethiten.
Mach der Einrichtung Gottes, „daß von Einem Blute aller Menschen Ge-
schlechter auf dem ganzen Erdboden herkommen" sollten (Apostg. 17, 27),
„zeugte Adam einen Sohn (Kain), der seinem (des gefallenen Adams) Bilde
ähnlich war". In diesem entwickelte sich der fortwuchernde Keim der ersten
Sünde zu solcher Stärke, daß Kain aus Neid der Mörder seines frommen
Bruders Abel wurde und, mit dem Brandmal im Gewissen, unstät und
flüchtig umherirrte, bis er eine Stadt zu seinem Schutze baute und der
Stammvater -eines' Geschlechtes wurde, das zwar nützliche Erfindungen machte,
aber in seiner Gottentfremdung immer tiefer in das sittliche Verderben sank.
Lamech, ein Nachkomme Kain's, nahm gegen Gottes Ordnung zwei Weiber und
wurde so der Stifter der Vielweiberei, welche einen zerstörenden Einfluß auf das
Familienleben hat. Von den drei Söhnen aus dieser Doppelehe erfand Jabal die
Zelte oder Wanderhütten und wurde der Stammvater der Nomaden oder wandern-
den Hirtenvölker; Jubal gab durch Erfindung der Tonwerkzeuge der Musik ihren
Ursprung; und Thubalkain kam auf die Bearbeitung der Metalle. — Viehzucht.
Ackerbau und Metallbearbeitung aber sind die nothwendigen Grundlagen alles
Kulturlebens; in der Tonkunst lag der Anfang zu den das Leben verschönernden Kün¬
sten, und damit der höheren Bildung des Geistes überhaupt. — Bei allen in die
eigentliche Geschichte getretenen Völkern findet sich schon in der vorgeschichtlichen Zeit die
Benützung der Hausthiere und wichtigsten Nutzpflanzen, die Kenntniß des Feuer-
machens und die Kunst der Metallbearbeitung vor.
Lange Zeit lebten die Kainiten als „Kinder des Zorns" abgesondert und
bildeten in ihrer Vereinigung die in ihnen wohnende Sünde weiter aus,
während die Sethiten oder Nachkommen Seths, der dem Adam an Abel's
Statt geboren worden war, als „Kinder Gottes" die empfangene Verheißung
bewahrten und durch die Verkündigung des Namens des Herrn das Herein-
brechen der Gottlosigkeit abzuwehren suchten.
Kap. 3. Die Sündfluth und die Roachiten.
(1.) Im Laufe der Zeit trat bei der Vermehrung der beiden, einander
so entgegengesetzten Stammlinien eine Annäherung im Raum und dadurch
eine Vermischung derselben ein, wodurch allmählich das von den Kainiten
ausgehende Verderben im ganzen Menschengeschlechts auf einen so hohen Grad
stieg, daß Gott beschloß, die Menschen, weil sie sich „von seinem Geiste nicht
wollten strafen lassen", mit Wasser zu vertilgen, und eine neue Entwicklung
der Menschheit zum Ziel ihres Heils zu beginnen. Daher wurde der fromme
Aoatz. der „Prediger der Gerechtigkeit", mit seiner Familie erhalten, damit
er der Stammvater des neuen Menschengeschlechts würde.
Nach vergeblich abgelaufener Gnadenfrist ging Nocth mit den Seinen und
mit den zur Erhaltung des Thiergeschlechts nöthigen Paaren der Hauptgat-
tun gen in die von ihm erbaute Arche, und nun brach die große Fluth
ein, die allen übrigen Menschen, so wie den Landthieren der UrPeriode der
Erde den Untergang brachte.
Daß diese Fluth, die man nach ihrer moralischen Veranlassung mit dem Worte