Full text: Leitfaden der Weltgeschichte

154 Kap. 140. Wallenstein. Der niedersächsisch-dänische Krieg. 
er. durch Erbschaft und Heirath reich geworden, dem Kaiser gegen Bethlcn Gabor aus 
eigene Kosten ein Kürasfierregiment ausrüstete und Mähren unterwerfen half, erhielt er 
die böhmische Herrschast Friedland, ward nachher m den FurstenMnd erhoben 
und bald auch mit dem Herzogstitel bedacht. Sem ohnehin großes Vermögeni ver¬ 
mehrte er noch durch den Ankauf von sechszig confiscirten Gutern böhmischer Protestan¬ 
ten Da sein Kriegsruhm die Kecksten und Beutesüchtigsten zu seinen Fahnen lockte, so 
hatte er bald ein Heer von 50,000 Mann beisammen, worüber ihm der Kaiser den 
Oberbefehl mit ausgedehnten Vollmachten gab. 
(2.) Nachdem Tilly in Niedersachsen eingedrungen war, wo König 
Christian ihm entgegentrat, rückte auch Wallenstein dort ein, hielt sich 
aber gesondert von den Ligisten, und als Mansfeld von Lübeck aus cm= 
brach brachte er diesem 1626 bei den Dessauer Schanzen eme ,olche 
Niederlage bei, daß sich Mansfeld, von Wallenstein verfolgt, nach Ungarn 
zog, um sich mit Bethlen Gabor zu vereinigen. Da dieser aber wieder den 
Frieden mit dem Kaiser suchte, entließ Mansfeld^ den Rest semer Trup- 
ven und wollte nach England gehen, um neue Hülfe zu suchen, starb aber 
unterwegs in einem bosnischen Dorfe in Folge unausgesetzter Strapazen. 
_ Auch Prinz Christian von Braunschweig war einige Zeit vorher ge- 
^Unterdessen hatte Tilly den König Christian 1626 bei Lutter am 
Barenberg geschlagen und dadurch Niedersachsen m seme Gewalt be- 
kommen, worauf der von Mansfelds Verfolgung zurückkehrende Wallenstem 
die beiden Herzoge von Mecklenburg vertrieb, dann gemeinschaftlich 
mit ^illy Holstein besetzte und Schleswig und Jütland verheerte. 
Darauf ließ sich iZBcitlenffe: t h wachsendem Ehrgeiz zum Herzog von 
Mecklenburg ernennen, und belagerte die Stadt Stralsund ( ), 
um sich durch ihren Besitz auch zum Herrn der Ostseekuste zu machen; aber 
der Muth der Bürgerschaft und eine schwedische Flotte hinderte ihn an der 
Eroberung dieser 5Mis?stadt. Weil nun auch England Frankreich 
und Holland den Dänen Hülfe zusagten, so betrieb er selbst eiligst den 
1629 Lübecker Frieden mit Dänemark, in welchem er dem Danenkomg seine 
Lande zurückgeben und sie von seinem zügellosen Heere befreien mupte 
(3.) Deu allgemeinen Krieg ober verlängerte nun m demselben ^tihre das 
kaiserliche Kestitutionsedict, nach welchem die Protestanten die feit^d« 
Paffauer Vertrag eingezogenen Kirchengüter herausgeben sollten. Denn um 
diesen Befehl mit Gewalt durchzuführen, behielt der Kaiser ferne' Heere• bei, 
sand aber in vielen norddeutschen Städten, am meisten bei Magdeburg, 
entschiedenen Widerstand. 
Jndeß hatte, um Oesterreichs Machtanwuchs zu hindern, der ^"Msche Mmister 
Besorgniß und Theilnahme erregte. , 
Da aber auch die deutschen Kurfürsten selbst mit Besorgniß die wachsende 
Macht des Kaisers sahen, und Wallensteins Anmaßungen und Landerbe- 
drückungen ihnen gesöhrlich erschien, so drangensteuuw dem^Vorgang 
1630 Maximilians von Bayern aus W°llmftem° Absetzung Mt -^«erslrw n 
meng der Kaiser darauf ein. aber mit stolzer Ruhe sugte stch Wallenstem, 
wohl voraussehend, daß man feiner wieder bedürfen werde.
	        
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