Full text: Leitfaden der Weltgeschichte

Kap. 3. Die Noachiten. (Sprachenscheidung.) 5 
Sündfluth, nach ihrer Allgemeinheit mit dem Worte Sintfluth bezeichnet, eine 
allgemeine war, zeigt sich an den Ueberresten von zum Theil riesigen Thieren und 
Pflanzen, die sich über alle Theile der Erde hin unter Geröll und Kiesablagerungen 
begraben finden. Eben so läßt sich erkennen, daß manche ehemals zusammenhängende 
Länder vom Gewässer durchbrochen und zerrissen und der Zusammenhang mancher Meere 
durch das Emporsteigen neuen Landes getrennt wurde. Auch lebt bei allen Hauptvöl- 
kern der Erde die, wenn auch entstellte, Erinnerung an den Untergang des ersten Men- 
schengeschlechis und an die Erhaltung eines oder mehrerer Menschenpaare. 
(2.) Von dem armenischen Gebirg Ararat, wo nach dem ersten Ver¬ 
laufen der Gewässer die Arche stehen blieb und Noah nach einem feierlichen 
Sühn- und Dankopfer einen neuen Bund mit Gott schloß, sollte sich das 
neue Menschengeschlecht auf der in ihrer Oberfläche gänzlich veränderten^Erde 
wieder mehren und ausbreiten. Dies geschah durch Noah's drei Söhne e>em, 
Ham und Japhet, denen der Patriarch das Geschick ihrer Stämme im 
Voraus andeutete. 
Denn Ijam, der Vater Kanaans, wurde der Stammvater der hamitischen Völ- 
ker der heißen Zone in Südasien und Afrika, die bis heute den Fluch der Knechtschaft 
tragen, den nur das Christenthum wegzunehmen vermag. — Sein wurde der Stamm¬ 
vater der semitischen Völker in Westasien, von welchen besonders das Volk Israel 
der näheren Offenbarungen Gottes gewürdigt wurde. — Iaphet (b. i. ber Ausgebreitete) 
würbe ber Stammvater der nordasiatischen und der meisten europäischen Völker, die in 
der Folge (nach dem Abfall Israels vom Buudesgotte) „in die Hütten Sem's" d. i. in 
den Bund Gottes aufgenommen werden sollten. 
(3.) Aber auch bei Noah's Nachkommen, welche im Lande Sinear 
(zwischen dem Euphrat und Tigris) wohnten, nahm mit dem Wachsthum der 
Bevölkerung das -sündige Verderben wieder überhand. Das Land faßte die 
Menge nicht mehr, aber die Fruchtbarkeit des Bodens fesselte sie, und das 
Bestreben, sich zusammen zu halten, trieb sie zur Erbauung eines hohen 
Thurmes, der ihnen zu einem Sammelplatz und zugleich zu einem Denkmal 
eigenen Ruhms dienen sollte. 
Weil aber dieses eigenwillige Beisammenleben wider den göttlichen 
Heilsplan war, dem gemäß sich das Menschengeschlecht über die ganze Erde 
ausbreiten sollte, so ließ es Gott zu einer Völker- und Sprachenschei¬ 
dung kommen. Durch sie entstanden je nach dem Charakter der Abstamm- 
ung, der klimatischen Verschiedenheit der Wohnsitze und der dadurch bedingten 
Lebensweise die verschieden gearteten Völker mit ihren eigentümlichen Sprachen. 
Dennoch ist, ungeachtet der verschiedenen Rassen und ihrer Abweichungen 
in der Kopf- und Gesichtsbildung, ungeachtet der verschiedenen Sprachen und 
ihrer unzähligen Mundarten die Einheit der gemeinsamen Abstamm- 
ung der Menschheit nicht zu verkennen. 
Man unterscheidet fünf Menschenrassen: bie kaukasis che (weiße), die mongolische 
(gelbe), bie äthiopisch e (schwarze), bie australische (braune), bie amerikanische 
(rothe). Zur kaukasischen Rasse gehören bie Völker Europa's (mit Ausnahme ber Lap¬ 
pen), bes sübwestlichen Asiens unb ber Küstenlänber Norb-Asrika's. An bie Geschichte 
dieser Völker ist die EntWickelung der Menschheit geknüpft. 
Völker, die sich in fruchtbaren Ebenen unb Flußth ä le r n nieberließen, betrieben 
den Sitten milbernben Ackerbau, welcher zur Grünbung von Orts chafte n unb S täbten 
führte, in benen sich bas Gewerbwesen unb ber Lanbhanbel (durch Caravamn) 
unb allmählich auch Kunst unb Wissenschaft ausbilbete. — Völker, bie cm wohl- 
gelegenen Meresküsten ihre Sitze aufschlugen, verfielen auf Schifffahrt unb See- 
Handel, welcher entfernte Länder einander nähert unb neben dem Austausch der Pro- 
bucte auch bie Befriebigung geistiger Bedürfnisse fördert. — Völker bagegen, welche in
	        
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