Full text: Leitfaden der Weltgeschichte

Kap. 148. Friede von Utrecht :c. Kap. 149. Christine, Karl X. von Schweden. 169 
befehl des Heeres abberufen; und da auch Kaiser Joseph I. (an den Blattern) 
starb, und sein Bruder Karl, der sich in Madrid nicht mehr hatte halten 
können, Spanien verließ und die deutsche Krone, als Karl VI., em- 
pfieng, so ließen England und Holland, welche die spanische und deutsche 
Krone nicht auf einem Haupte dulden wollten, den Prinzen Eugen ohne Unter- 
stützung und schloffen mit Frankreich den Utrechter Krieden, worin Philipp V. 1713 
als König von Spanien und Indien anerkannt wurde, aber auf die Nach- 
folge in Frankreich verzichten mußte, dessen Krone von der spanischen stets 
getrennt bleiben sollte. 
Bei diesem Frieden erlangte England Gibraltar und die Anerkennung der Prot. 
Erbfolge für den englischen Thron; Savoyen erhielt Sicilien; Preußen das 
Quartier von Obergeldern (gegen die Abtretung von Orange) und die Anerkennung der 
Königswürde Friedrich's I. (Kap. 150, 2). 
Karl VI. (1711—1740) führte den Krieg mit Frankreich noch fort; als 
er aber Landau und Breisach verlor, schloß er den Frieden zu Rastatt, worin 1714 
er die spanischen und einen Theil der französischen Niederlande, Neapel, 
Mailand, Mantua und Sardinien erhielt. 
Bayern und Cöln empfieng Land und Würde wieder. Mit dem deutschen 
Reich wurde der Friede zu Baden (im Aargau) geschlossen und ihm Freiburg, 
Altbreisach und Kehl zurückgegeben, wogegen es Landau bei Frankreich lassen 
mußte, an das es durch die Neunion gekommen war. 
Ein Jahr darnach starb Ludwig XIV. (1715), nachdem er alle recht- 
mäßigen Glieder seiner männlichen Nachkommenschaft, mit Ausnahme seines 
fünfjährigen Urenkels (Ludwigs XV.), hatte in's Grab steigen sehen. 
Kap. 149. Schwedens Steigen und Sinken, Polens Verfall und Rußlands 
Erhebung im nordischen Krieg. 
(Histor. Atlas, Taf. XVI. und XVII.) 
(1.) Während jener Kriege im Westen Europa's lag auch im Nordosten 
Schweden mit Dänemark, Rußland und Polen im Kampf. 
Schweden war durch den westfälischen Frieden die erste nordische Macht 
geworden, hatte aber im Innern theils von dem begehrlichen Adel, theils 
von der Willkür und Verschwendung der Königin Christine (1632—1654), 
der zwar geistvollen, aber unweiblichen Tochter Gustav Adolfs, viel zu lei¬ 
den (Kap. 141, 1). 
Sie hatte 1644 die Regierung selbst übernommen, vernachlässigte dieselbe aber und 
gab sich lieber wissenschaftlichen Beschäftigungen und dem Umgang mit Gelehrten hin. 
Geneigt zu verschwenderischer Freigebigkeit, verkaufte sie viele Krongüter, und da sie, 
von Jesuiten gewonnen, zum Katholicismus hinneigte, so entstand allgemeines Murren. 
— Zu eigensinnig, sich eine ihr zugemuthete Beschränkung gefallen zu laffen, entsagte 
sie 1654 dem Throne und übergab denselben ihrem Vetter Karl X. Gustav von 
Pf alz-Zweibrücken, trat in Innsbruck zur katholischen Kirche über und lebte 
noch lange in Rom literarischen Beschäftigungen. 
Karl X. (1654—1660) erneuerte den schwedischen Einfluß in Deutschland, machte in 
einem Kriege mit den Polen durch seinen Sieg bei Warschau die schwedische Macht aufs 
neue gefürchtet und erweiterte sein Reich durch einen Krieg gegen die Dänen im 
Frieden von Roeskild 1658 mit mehreren dänischen Landschaften und einem Theile von 
Norwegen. _ Auch brachte nach dieses Königs frühem Tod die vormundschaftliche Re- 
gierung seines Sohnes, im fortgesetzten Krieg mit Polen, Esthland und Livland 
an Schweden. 
Sein Sohn Karl XI. (1660—1697) wußte Schweden in gleichem Umfang zu er*
	        
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