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Brühl am sächsischen Hofe, Gellerts Schüler, gehörte besonders zu
diesen geheimen Gönnern und edlen Schenkern. Von ihm erhielt
Gellert einen jährlichen Gehalt von 150 Thalern, ohne daß derselbe
jemals erfuhr, von wem sie kamen. Herr von Craußen, ein rei¬
cher Edelmann in Schlesien, liebte und achtete Gellert so sehr, daß
er ihm einen Jahrgchalt anbot, der sogar der Freigebigkeit eines
Fürsten Ehre gemacht haben würde. Gellert lehnte dieses Anerbie¬
ten so dankbar als bescheiden von sich ab, erfuhr aber späterhin, daß
sein großmüthiger Freund sich nicht hatte abwcisen lassen, sondeM
den sehr ansehnlichen Gehalt Gellerts Mutter, bis an ihren Tod arrs-
gesetzt habe. Nur mit Hellen. Thranen der Freude und Dankbarkeit
im treuen, blauen Auge konnte Gellert von diesem edlen Zuge spre¬
chen, und oft nannte er ihn die glückseligste Erfahrung, die er m
feinem Leben gemacht habe.
Jndeß, nicht Privatpersonen allein, sondern auch die Negierung
hielt es für Pflicht, ihn, ob seiner hohen Verdienste um die Univer¬
sität und Bildung der Landeskinder — auf die höchste und erfreu¬
lichste Weise auszuzeichnen und zu belohnen. Wir haben schon er- /
fahren, daß ihm mehr, als ein Mal ein öffentlicher Professorstuhl,
jedoch nur vergeblich, von. den höchsten Behörden angetragen wor¬
den war. Auch eine Gehaltszulage, die ihm der Hof bei seiner'au¬
ßerordentlichen Professur zugedacht hatte, suchte er von sich abzMh-
nen. „Ich leide keinen Mangel," — schrieb er deshalb an denGra- '
feit Brühl, den wir kurz vorher, als einen braven, dankbaren Schü¬
ler von Gellert, haben kennen lernen; — „ich leide keinen Mangel
und Gott giebt mir mehr, als vielen Andern, wie könnte ich mehr
begehren? Bitten Sie Ihren Onkel (den vielvermögenden Minister),
daß er durch keine Fürbitte sich bewegen läßt, zu einer Zeis an
ein« Pension für mich zu denken, da unser Vaterland so unendlich
leidet." —