86 Kap. 85. Kaiser von Decius bis Diocletian. German. Völkerbündnisse.
neupersische Herrschaft der Sassaniden, welche gleichfalls die oftrömische
Grenze sehr bedrohten.
Alexanders Mörder Maximin wurde sein Nachfolger; durch diesen kam die Sol-
datenherrschaft wieder auf. Er war der Urheber der sechsten Christen Verfolgung.
Sowohl er als seine beiden Nachfolger wurden ermordet.
Der nun folgende Kaiser Decius (249 — 251) verfolgte gleichfalls die
Christen schwer, mußte aber einen allgemeinen Sturm germanischer Völker
auf die ganze lange Nördgrenze des Reichs losbrechen sehen, dem er unge-
achtet seiner Tapferkeit erlag. Denn es hatten sich im dritten Jahrhundert
n. Chr. unter den Germanen vier große Völkerbündniffe - der
Alemannen, der Franken, der Sachsen und der Gothen — gebildet,
die auf verschiedenen Seiten, theils zu Land, theils zur See, durch verheerende
Einfälle den Römern sich furchtbar machten.
Die Alemannen stürmten über den Mittlern und obern Rhein, über die Donau und
die Alpen. Die Iranken am Niederrhein durchplünderten Gallien und Spanien. Die
Sachsen (im Rücken der Franken bis zur Elbe) verheerten meist zu Wasser die römi¬
schen Westgebiete. Die Gothen (an der Niederdonau und dem schwarzen Meere) durch-
zogen die Dönaulande, Thracien, Macedonien und Griechenland.
(2.) Es trat daher nun eine große Zerrüttung des Reichs ein, welcher
die fünf schwachen Nachfolger des Decius nicht zu steuern vermochten, bis
im Jahr 270 der Kaiser Aurelian die Germanen wieder über die Donau
und den Rhein zurücktrieb, die Neuperser besiegte und das palmyrenische
Reich zerstörte, so daß er sich durch alles dich den Ehrennamen „Wieder-
Hersteller der (römischen) $ßeTt" erwarb. _ .
Es hatte sich in Syrien, Aegypten und einem Theile Kleinasiens ein Reich
aufgethan, welches die Königin Ienobia von Palmyra beherrschte uno noch zu er¬
weitern suchte. Aurelian besiegte sie und führte sie, nach der Zerstörung Palmyra s,
gefangen zu Rom im Triumph auf. — Als Aurelian einen neuen Zug gegen die
Neuperser unternahm, ward er ermordet (275). Seine beiden Nachfolger waren den
allenthalben wieder eindringenden Feinden nicht gewachsen.
Der tüchtige Kaiser Probus (276—282) führte zwar durch kräftige Schirmung der
Grenzen im Norden und Osten wieder die Ordnung zurück, ward aber von semen
Soldaten ermordet, und feine kurz regierenden Nachfolger hatten kein besseres Schick]al.
Hierauf folgte Kaiser Diocletian (284—305). Er hob alle republikani-
schen Formen auf und machte sich zum unumschränkten Selbstherrscher. Als
solcher gab er dem Reich eine neue Einrichtung und nahm den Maximian
als Mitregenten für den Westen an. während er selbst zu Nikomedien (in
Bithynien) residirte; nachher gesellte er selbst, wie auch jener, sich noch einen
Cäsaren bei, so daß das ganze Reich in vier Theile getheilt erscheint. Zulegt
aber legte Diocletian die Regierung nieder und zog sich nach Salona m
Dalmatien zurück, wo er im Jahre 313 ruhig starb. — Mit ihm war auch
Maximian von der Regierungsgewalt zurückgetreten.
Die unter ihm ausgebrochene Christenverfolgung (303), l>ex der es dte Ver¬
nichtung der Christen und ihrer heiligen Schriften galt, war eine der heftigsten, aber
auch die letzte.
Unter seinen nächsten Nachfolgern, von denen einmal sogar sechs, dann vier
gleichzeitig regierten und sich zum Theil bekriegten, herrschte eine achtzehn-
jährige Verwirrung, der endlich der christenfreundliche Constantin zuerst
durch Besiegung des christenfeindlichen Maxentius, feines Mitregenten im
Westen, in der Schlacht am rothen Stein bei Rom (312), dann später
durch die Besiegung des Licinius, seines Mitregenten im Osten (beiAdna-