Kap. 15. § 67—69. Abraham. Die Patriarchen. (Isaak, Jakob, Joseph.) 53 
Verheißung anerkennen, obwohl er ihn um Abram's willen zum Stammvater eines 
großen, aber wilden Volkes (der Jsmaeliten, als Stammväter der arabischen Be¬ 
duinen) bestimmte. 
Nach abermaliger Erneuerung des Bundes, wobei er dem Namen Abram 
(Vater der Menge) empfing und das Bundeszeichen der Beschneidung 
eingesetzt wurde, erhielt der 100jährige Abram den Sohn der Verheißung 
Isaak, den er als Eigentum Gottes ansehen sollte. 
Deshalb hat auch nachher die an Abram zur Prüfung seines Glaubensgehorsams 
gestellte Forderung der Hingabe des einigen Sohnes den „Vater der Gläubigen" ver¬ 
anlaßt, durch seine selbstverleugnende Bereitwilligkeit ein Vorbild der großen Liebestat 
Gottes selbst abzugeben, durch welche die einstige Erlösung der Menschheit wirklich sollte 
vollbracht werden. 
(68.) Auch Zsaak, der zwar nicht ein Mann der Tatkraft war, aber 
im Dulden und Leiden, Stillesein und Harren Stärke und 
Größe zeigte und dadurch die ihm entgegenstehenden Hindernisse überwand, 
trat nach Abram's Tod in das Bundesverhältnis zu Jehovah und machte 
in Betreff seiner mit Rebekka erzeugten Zwillingssöhne die gleiche 
Erfahrung von der verheißenen Gnade Gottes: denn der jüngere derselben, 
Snkob, welchem Efau sein Erstgeburtsrecht verkaufte, war der Erwählte, 
aus dem durch einen seiner zwölf Söhne der Völkersegen kommen sollte. 
Weil Jakob durch List seiner Mutter den väterlichen Erbsegen erhalten hatte, so 
trachtete ihm Esau nach dem Leben. Daher schickte Rebekka den Jakob, um ihn den 
Nachstellungen seines Bruders zu entziehen, zu ihren Verwandten nach Mesopotamien. 
Von seinem Oheim Laban aufgenommen, diente Jakob ihm vierzehn Jahre um 
9tfthcl und Lea, und sechs Jahre um einen Anteil an dessen Herden. Erst nachdem 
ihm von Lea die Söhne Rüben, Simeon, Levi, Juda, Jsaschar und Sebu- 
lon und von zwei Nebenfrauen die Söhne Dan, Naphtali, Gad und Ässer ge¬ 
boren worden waren, gebar ihm Rahei ihren ersten Sohn, den Joseph. Hierauf 
kehrte Jakob, durch die Sorgen und Prüfungen eines schweren Berufsdienstes und 
Hausstandes geläutert, auf des HErrn Weisung nach Canaan zurück. 
Unterwegs erfährt er, daß sein Bruder Esau ihm mit 400 Bewaffneten entgegen- 
ziehe; die Angst treibt ihn zu inbrünstigem Gebet, und im Ringen mit dem HErrn 
obsiegend, erhält er den Namen Israel (Gottesstreiter) und findet beim Zusammentreffen 
mit Esau dessen Herz zur Versöhnung gewendet. — Bei Bethlehem stirbt Rahel über 
der Geburt ihres zweiten Sohnes Benjamin, und als Jakob in Hebron ankam, 
findet er zwar noch seinen Vater, aber nicht mehr seine Mutter ant Leben. 
(69.) Stach Jsaak's Tode lebte Jakob gleich seinen Vätern als Fremd¬ 
ling im Lande, dessen künftigen Besitz der HErr auch ihm für seine Nach¬ 
kommen bestätigt hatte. Ein Verbrechen, das die Söhne Jakob's an ihrem 
frommen glaubenstreuen Bruder Joseph begingen, benutzte Gottes Vor¬ 
sehung zur nähern Einleitung in die Erfüllung seiner Zusage. 
Joseph nämlich, dessen Bestimmung zu einem hohen Beruf sich schon früh in pro¬ 
phetischen Träumen ankündigt, aber erst durch die Schule der Leiden und Trübsale 
erreicht werden soll, wird von seinen ältern Brüdern aus Neid und Haß an eine is¬ 
raelitische Karavane verkauft und als Sclave nach Aegypten gebracht, wo er in P o - 
tiphar's Hause durch treuen und verständigen Dienst sich dessen vollstes Vertrauen 
erwirbt, aber bald als Opfer der Verleumdung unschuldig in's .Gefängnis geworfen 
wird. Ein Traum Pharao's gibt Veranlassung nicht nur zu Joseph's Befreiung, 
sondern auch zu seiner Erhöhung auf die höchste Reichsbeamtenstufe. Dies geschah 
durch Uebergabe des königlichen Siegelrings und förmliche Nationalisirung mittelst 
Aufnahme in die Priesterkaste, in welcher er sich aus des Königs Befehl durch eine 
Heirat mit Asnath, der Tochter des Oberpriesters zu On (Heliopolis) befestigte. 
Da er nur zu politischer Staatsverwaltung berufen war, so bedurfte er feiner Ver¬ 
leugnung seines Gottes und Glaubens. 
Die hohe Stellung, zu der Joseph in Aegypten gelangte, und in der
	        
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