Kap. 16. § 71. Mose. Auszug aus Aegypten. 55 
alsdann nach langer Läuterung seines anfangs in eigner Kraft auftreten¬ 
den Wesens zum Retter seines Volkes berufen. 
Als Mose achtzig Jahre alt war und während dieser Zeit Bettn Weiden der Her¬ 
den in der stillen Einsamkeit jener erhabenen Gebirgsgegend zur innern Ruhe gekom¬ 
men war, offenbart sich ihm Jehovah als der Gott Abram's, Jsaak's und Jakob's, 
erwählt ihn zum Werkzeug der göttlichen Rettung Israels aus der Hand seiner ^Drän¬ 
ger, gibt ihm seinen älteren Bruder Aaron zum Amtsgehülsen und beglaubigt thn vor 
den Äeltesten seines Volkes als Gottgesandten. 
(71.) Vor Pharao tretend, stellte Mose im Namen Jehovah's die For¬ 
derung an ihn, das Volk ausziehen zu lassen; allein Pharao weigert 
sich und läßt sich auch durch keine der gedrohten und das Land schwer 
heimsuchenden (zehn) Plagen beugen. 
Vor dem Eintritt der letzten Plage, durch welche Aegyptens Erstgeburt geschla¬ 
gen wurde, empfing Israel die Einsetzung des Passahmahls (zum Andenken an 
das schonende Vorübergehen des HErrn vor den mit dem Blute des Lammes be¬ 
zeichneten Türen der Israeliten und zum Vorbild aus das künftige, in Ewigkeit gül¬ 
tige Opfer, das der erlösende Gott selbst einst seinem Volke darbringen wollte), sowie 
die Weisung, fortan seine Erstgeburt dem HErrn zu weihen, d. h. seinem 
Dienste hinzugeben. 
Erst als Pharao, geschreckt durch den Tod seines Erstgeborenen, auf die Forde¬ 
rung einging, erfolgte -er Auszug -er Israeliten aus Aegypten gegen das Jahr 1500 
nachdem sie 230 Jahre daselbst gelebt hatten und zu einer Bevölkerung von ®^r- 
dritthalb Millionen Seelen (darunter 600,000 waffenfähige Männer) er¬ 
wachsen waren. Pharao's Versuch, sie unmittelbar darauf mit Gewalt wie¬ 
der zurückzuholen, diente nur zu seinem Untergang, sowie zur Verherr¬ 
lichung Gottes an Israel. 
Von der Stadt Raemfes aus ging der Zug südwestlich auf Heliopolis zu, über 
Bezatin und Suchot nach Etham, wo die Karavanenstraße nach Suez begann. Aber 
anstatt diese einzuschlagen, wandten sie sich auf göttlichen Befehl südlich am arabischen 
Meerbusen hinunter durch die Wüste el-Thit (Tal der „Verirrung") nach Pi-Hach i- 
roth, von wo aus sie vor sich das Meer, rechts und links Gebirg und hinter sich die 
verfolgenden Aegypter hatten. Der Weg durch den westlichen Meerarm 
auf der vom scharfen Ostwind gebahnten Straße war drei Meilen breit, und konnte 
von dem geängsteten eilenden Volke in 10 bis 12 Stunden zurückgelegt werden. Das 
Land, das sie betraten, war die zwischen zwei Meerbusen des rothen Meeres liegende 
sinaitische Halbinsel, auf deren südlicher Spitze sich das G e b i r g des Sinai mit 
seinen gewaltigen Granit- und Porphyrfelsen, reichen Quellen und fruchtbaren Tälern 
hinzieht. Von den drei Gebirgsstöcken, die der Sinai bildet, heißt der mittlere Ho¬ 
reb, der östliche Dfchebel el Deir, der westliche Dschebel el Homr, dessen 
südliche Fortsetzung (der heutige Katharinenberg) der höchste Berg der ganzen Halbinsel 
ist (8000 F.). Die höchste Spitze des Horebgebirges ist der Dschebel Mus a, d. i. 
der 7000 F. hohe Mosisberg, welcher die Stätte der Offenbarung Jehovah's an sein 
Volk werden sollte. 
Kap. 17. Die mosaische Gesetzgebung und Israels Zug durch die Wüste. 
(72.) Als das Volk gerettet und Pharao untergegangen war, hätte es 
in drei Tagen an Canaans Grenzen anlangen können; allein weil es zur 
Bekämpfung der streitbaren Philister noch zu unkräftig und weichlich war, 
und ihm zur Befreiung aus den Banden des Sündendienstes erst eine 
Religions- und Volksverfassung not tat, ward es in das peträische 
Arabien nach dem Sinai geführt, auf welchem Jehovah durch Mose 
einen feierlichen Bund mit dem Volke seiner Wahl schloß, sich 
ihm als König und HErr erbot, und es zu einem „heiligen Volk" und 
„priesterlichen Königreich" zu machen versprach. Unter Offenbarungen der
	        
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