Contents: Das Mittelalter (Abth. 2)

Frankreich. Die Albigenser. §. 31. 81 
§. 31. 
Frankreich, 1108—1270. 
Da der größte Theil Frankreichs auswärtigen Königen gehörte 
(s. §. 25,3) und auch die Grafen von Champagne, die Grafen von 
Flandern und die Herzoge von Burgund sich fast ganz unabhängig 
vom Könige behaupteten, war unter Ludwig VI. und VII. (1108 
bis 1180) das unmittelbar königliche Gebiet der Capetinger auf 
das Herzogthum Francien zu beiden Seiten der mittleren Seine be- 
schränkt. Die Könige erkannten die Notwendigkeit, die Macht der 
großen Vasallen zu verringern und die königliche Gewalt durch 
Wiedervereinigung der ehemaligen Kronlande zu heben. 
Dieses Bestreben wurde begünstigt durch die Kreuzzüge, indem viele 
Ritter ihre Besitzungen verpfändeten oder verkauften, um die Mittel 
zu ihrer Ausrüstung zu erhalten, auch eine große Anzahl der aus- 
gezogenen Ritter nicht zurückkehrte, wodurch manche erledigte Lehen 
eingezogen werden konnten. 
Philipp II. (1180—1223), mit dem Beinamen „Angnstus" 
(als Mehrer des Reiches), that den ersten bedeutenden Schritt zur 
Erweiterung der Kronlande, indem er alle englischen Besitzungen in 
Frankreich bis auf Guyeune wieder eroberte. Zweimal bot sich ihm 
die Aussicht sogar England selbst zu gewinnen; f. §. 32. 
Ludwig VIII. (1223 — 1226) wurde an der vollständigen 
Eroberung der englischen Besitzungen im südwestlichen Frankreich 
gehindert durch die Albigenser Kriege. Die Katharer und die 
Waldenser, zwei gegen Ende des 12. Jhdrts. im südlichen Frank- 
reich aufgekommene Secten, welche man unter dem Namen Albigenser 
(von der Stadt Albi in Languedoc) zusammenfaßte, verbreiteten ihre 
Lehre vornehmlich unter dem Schutze des Grafen Raimund VI. von 
Toulouse. Deßhalb sprach Papst Jnnocenz III. über den Grafen 
Raimund den Bann aus und ließ gegen die Albigenser das Kreuz 
predigen. Languedoc und die Provence wurden von einem Kreuz- 
Heere größtentheils erobert (1209). Doch erst Ludwig IX., der 
Heilige (1226—1270), beendete nach einem abermaligen Kreuzzuge 
gegen die Albigenser den Krieg durch einen Frieden (1229) mit 
Raimund VII., welcher einen großen Theil seiner Länder an die 
Krone abtrat. Durch die Vermählung der Tochter Raimuud's mit 
einem jüngern Bruder des Königs fielen die übrigen Besitzungen 
des gräflichen Hauses auf der rechten Rhoneseite an die Capetinger; 
durch die Heirath Karl's von Anjon mit der Erbin der Provence 
erwarb König Ludwig auch dieses Land. 
Pütz, Geogr. u. Gesch. f. mittl. Kl. II. 14. Aufl. 6
	        
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