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des Finnischen und Rigischen Meerbusens: Jugermannlaud,
Esthland, Livland. An der Newa-Mündnng ließ er durch
Hunderttausende zusammengetriebener Bauern seine neue Haupt-
stadt Petersburg bauen, ein „durchgebrochenes Fenster",
durch welches das Licht europäischer Bildung in sein Reich
einströmen sollte. Zugleich bildete und übte er immer neue
Regimenter.
Als nun Karl XII., durch den Kosaken-Hetmann Mazeppa
1709 bethört, in die Ukraine zog, schlug ihn Peter bei Pnltawa.
Es war der „Auferstehungstag Rußlands", wie Peter sagte,
der Todestag der Großmacht Schwedens. Karl flüchtete zu
den Türken; seine Soldaten mußten Lehrmeister der Russen
werden oder nach Sibirien wandern. Ein Krieg zwischen
Rußland und der Türkei, welchen Karl anstiftete, kam durch
den Frieden am Prnth zu raschem Ende. Peter, den seine
Gemahlin Katharina durch Bestechung des Großveziers von
der Gefangenschast gerettet haben soll, mußte Asow herausgeben.
4. Jahrelang blieb der starrsinnige Schwedenkönig in
der Türkei, ja er wehrte sich gegen ein ganzes Janitscharen-
Heer, das ihn fortbringen sollte. Als er endlich heimeilte,
war es zu spät. Der junge König Friedrich Wilhelm I.
von Preußen hatte sich den Verbündeten angeschlossen, Preußen,
Sachsen und Dänen nahmen Stralsund. Nur Finnland und
die Westspitze Pommerns nebst Rügen verblieb den Schweden.
Borpommern bis zur Peeue fiel an Preußen, das Erzstift
Bremen nebst Verden an Hannover, dessen Kurfürst seit
Königin Annas Tode die Krone Englands trug. Die Mün-
düngen der Oder, Weser, Elbe waren wieder deutsch.
Zum Ersätze für die verlorenen Länder wollte Karl den
1718 Dänen Norwegen entreißen. Vor der Festung Frederiks-
hald, die er belagerte, fand er den Tod eines Kriegsmanns.
5. Spanien, Schweden, Polen hatten ausgespielt; dafür
trat jetzt Rußland in die Reihe der Großmächte. Im Sturm-
. schritt, mit Knute und Folter, suchte Peter sein Volk zu
Wohlstand und Gesittung zu führen. Fast immer auf Reisen,
griff er auf allen Gebieten persönlich ein, belehrend und an-
ordnend, tadelnd und strafend; Zeitverlust achtete er dem Tode
gleich. Er zog auswärtige Handwerker und Beamte ins Land
und sendete junge Russen zu ihrer Ausbildung nach West-
enropa. Er bemühte sich, den Popen (Geistlichen) besseren
Unterricht zu verschaffen, und gründete zahlreiche Schulen;
jeder sollte lesen lernen, damit ihn die Schreiber nicht zu arg
übervorteilen könnten. Bestochene Richter und Beamte bestrafte
er strenge. Er unterhielt ein starkes Heer und eine Kriegs-