Full text: Deutsche, insbesondere brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Mittelalters bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen (Teil 3)

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kamen, sondern Gemeingut des ganzen Volkes wurden. Das Einschneiden 
von Heiligenbildern in Holztafeln und der Abdruck dieser hatte schon m 
der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts begonnen. Seit dem Anfange 
des 15. Jahrhunderts hatte man auch den Versuch gemacht, ganze Brch- 
seiten in Holz zu schneiden und sie durch den Abdruck zu vervielfältigen. 
Da kam um 1450 Johann Gutenberg aus Mainz auf den Gedanken, 
bewegliche, aus Metall gegossene Lettern anzuwenden, die beliebig zu 
Worten zusammengesetzt und abgedruckt werden konnten. Da Gutmberg 
selbst ohne Geldmittel war, beuteten Johann Fust und Peter Schöffer 
die Erfindung aus, die sich schnell über alle Länder Europas verbreitete. 
Die Bücher konnten nun um so billiger hergestellt werden, als man auch 
gelernt hatte, aus Lumpen Papier zu bereiten, wodurch das teure Per¬ 
gament überflüssig wurde. Eine rasche und allgemeine Verbreitung der 
geistigen Bildung war die Folge der neuen Kunst, die insbesondere auch 
der Verbreitung der Reformation ungemein förderlich gewesen ist. 
4. Die kirchlichen Zustände. Das Kouzil zu Konstanz (Teil II, 
§ 60c) hatte ebensowenig wie das zu Basel die so heiß ersehnte Reform 
der Kirche an Haupt und Gliedern zuwege gebracht. So 
war denn der Zustand der Kirche immer unhaltbarer geworden. Die 
meisten Päpste kümmerten sich um die trostlosen Zustände wenig, ihr 
Interesse war mehr weltlichen als geistlichen Dingen zugewandt, ihre 
weltliche Macht zu vergrößern war ihre Hauptsorge. Das Leben 
vieler höherer und niederer Geistlicher bildete ein Ärgernis für die Christen- 
heit; besonders groß war die Sitten losigkeit in den Klöstern. Die 
Mönche hatten längst alle Achtung eingebüßt, beim Volke durch ihre 
grobe Sinnlichkeit, bei den Gelehrten durch ihre bodenlose Unwissenheit. 
Die Unzufriedenheit mit den religiösen Zuständen wuchs, als der Hmna- 
nismus vielen hervorragenden Gelehrten die Veranlassung gab, ihre 
Sprachkenntnisse auch zum Studium der Heiligen Schrift in der Ursprache 
zu verwerten. Man gelangte so zu religiösen Ansichten, die von den herr¬ 
schenden sich bedeutend unterschieden, und begann, an der Wahrheit der 
kirchlichen Lehre zu zweifeln. Immer größer wurde die Zahl der Männer, 
die die entartete Kirche mit Wort und Schrift angriffen. Den heftigsten 
Unwillen aber erregte die schamlose Geldgier der Päpste, die es 
verstanden, aus den katholischen Ländern unter immer neuen Vorwänden 
große Geldsummen nach Rom zu ziehen, deren sie dort für ihre eigenen 
weltlichen Zwecke bedurften. Besonders einträglich war der Ablaß- 
Handel, d. h. der Erlaß zeitlicher Kirchenstrafen für Geld, der jedoch
	        
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