Full text: Die Naturkunde oder die Naturgeschichte und Naturlehre in Volksschulen ; geknüpft an den Lesestoff im Preußischen Kinderfreund ; mit einer Steindrucktafel (Theil 3)

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111. Ruhe und Bewegung fester Körper. 
(Kdrsr.!. Anh. V. §. 2.) 
§. 24. 
Der Schwerpunkt. 
(Kdrsr. I. Anh. V. 8.2. 1.) x 
Schiebt man ein Pineal auf der Spitze eines senkrechten 
Stiftes lange genug hin und her, so findet man endlich den 
Punkt, auf welchem es vollkommen wagrecht schwebt oder sich 
im Gleichgewichte erhalt. Bei einer gleichmäßig gearbeiteten 
Kreisscheibe liegt dieser Punkt im Mittelpunkte, bei einer vier¬ 
eckigen in Form eines Parallelogramms im Durchschnittspunkte 
beider Diagonalen, bei einer dreieckigen im Durchschnittspunkte 
der von zwei Winkeln nach den Halbirungspunkten der Gegen¬ 
seiten gezogenen Linien. So kann man auch einen Spazierstock 
auf der Fingerspitze senkrecht im Gleichgewicht erhalten. Leute, 
die im Balanciren geübt sind, können zuweilen die verschiedenar¬ 
tigsten Dinge übereinandergesetzt auf Stirn, Nase, Kinn rc. ba¬ 
lanciren. 
Wenn ein Theil eines festen Körpers in Bewegung gesetzt 
wird, so geräth der ganze Körper in Bewegung vermöge des Zu¬ 
sammenhanges seiner Theile; folglich wird auch der ganze Körper 
in Ruhe gehalten, wenn ein Theil desselben unbewegt ist. Man 
kann daher einen festen Körper hindern zu fallen, wenn man 
einen Theil desselben auf irgend eine Act zurückhält. Jede 
äußere Zurückhaltung aber läuft am Ende auf eine gänzliche 
oder theilweise Unterstützung hinaus. Diese braucht nur an einer 
einzigen Stelle, in einem einzigen Punkte angebracht zu werden; 
doch ist es nicht gleichgültig, auf welche Art und in welchem 
Punkte. Hängt man den Körper auf, so kann das Band, das 
ihn zurückhält, an jeder Stelle befestigt sein, insofern es nur 
darauf ankommt, daß er nicht falle. Soll er aber auf einer 
stehenden Unterlage frei ruhen, so muß der Unterstützungspunkt 
so gewählt werden, daß die Theile, die auf entgegengesetzten Sei¬ 
ten desselben liegen, einander im Gleichgewichte halten. Als¬ 
dann kann der Körper sich auf keine Seite neigen, ohne die ent¬ 
gegenstehende in die Höhe zu heben, und da diese ein gleiches 
Bestreben äußert, so heben ihre Wirkungen einander auf, und 
der Körper bleibt in Ruhe. Ist ein Körper nur in einem ein¬ 
zigen Punkte unterstützt, so muß die Unterlage unstreitig das 
ganze Gewicht desselben tragen. Es ist daher eben so, als ob 
sein ganzes Gewicht, in einem einzigen Punkte vereinigt, darüber 
läge; diesen Punkt nennt man den Schwerpunkt. Der 
Pkchner, Handb. 3.Theil. 20
	        
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