Kaiser aus dem Hause Lothringen.
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Maria Theresia trotz aller persönlichen Zuneigung keinen Einfluß auf die
Regierungsgeschäfte. Fast ebenso beschränkt war die Thätigkeit Josephs II.
1765—1790, solange seine Mutter lebte; nur im Militärwesen und in der
äußeren Politik konnte er sich neben dem Kanzler Kaunitz Geltung ver-
schaffen. Er gewann seine Mutter sür die polnische Teilung 1772 (§ 40)
und veranlaßte den bayerischen Erbsolgekrieg.
Bayerischer Erbfolgekrieg 1778—1779: Die bayerische oder
Ludwigische Linie des Hauses Wittelsbach starb mit Maximilian III.
Joseph am 30. Dezember 1777 aus. Der Erbe des bayerischen Kur- 1777
fürstentums war nach dem Hausvertrag von Pavia (1329, erneuert 1724)
Karl Theodor aus der Linie Psalz-Sulzbach, der schon 1743 zu dem
kleinen Gebiete von Sulzbach das pfälzische Kurfürstentum geerbt hatte-
Aber der Kaiser Joseph II. ließ sofort in Niederbayern und in der Ober-
pfalz Truppen einrücken, indem er alte Ansprüche aus diese Länder zu haben
behauptete. Karl Theodor, der selbst keinen Leibeserben hatte, gab die
beanspruchten Gebiete preis; aber die Pfalzgrafen von Zweibrücken-Birken-
seid'), die nach ihm das nächste Erbrecht besaßen, erhoben Einspruch. Die
Anregung dazu gab Maria Anna, Tochter eines psälzischen und Witwe
eines bayerischen Wittelsbachers, die Durchführung übernahm Friedrich II.,
indem er bereitwilligst dem Hilferuf der Wittelsbacher folgte und mit
Heeresmacht in Böhmen einfiel. Der gefürchtete Zusammenstoß wurde jedoch
dadurch vermieden, daß Maria Theresia ohne Vorwissen Josephs II. Ver-
Handlungen einleitete, die unter russischer Vermittelung zum Frieden von
Teschen (im österreichischen Schlesien) 1779 führten: Bayern verlor nur 1779
das Jnnviertel, d. h. einen schmalen Landstrich östlich vom Inn und
südlich von der Donau.
Seit 1778 waren also Oberbayern und Niederbayern, Oberpfalz und
Rheinpfalz, Jülich und Berg unter einem Kurfürsten vereinigt. Nur ungern
verlegte Karl Theodor seine Residenz von Mannheim nach München. Als
ihm später Joseph II. gegen Bayern die österreichischen Niederlande mit
dem Titel eines Königs anbot, wies er daher diesen Tausch nicht zurück.
Wiederum war es Friedrich II., der die Selbständigkeit Bayerns rettete.
Er rief „zur Erhaltung des Reichssystems" den deutschen Fürstenbund
1785 ins Leben und vereitelte dadurch abermals den Lieblingsplan des 1785
Kaisers, Bayern mit Österreich zu vereinigen.
J) Karl und Max, die Söhne des (seit 1746 katholischen) Friedrich Michael, der
im siebenjährigen Kriege Führer der Reichsarmee war. Der ältere Bruder Karl starb schon
1793; daher fiel Bayern nach dem Tode Karl Theodors 1799 an Max, der bis 1805 als
Kurfürst Maximilian IV. Joseph und von 1806—1825 als König Max I. in Bayern regierte.