Full text: Deutsche Geschichte der Neuzeit (Bd. 3)

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Die Verbündeten in Frankreich 1814. 91 
milden Bedingungen nicht an. Ebensowenig wie vor den Siegern konnte 
er vor seinen Unterthanen sein herrisches Wesen ablegen. Er ordnete die 
Aushebung von 7* Million Soldaten an. Aber in dem seit 25 Jahren 
entvölkerten Lande fehlte es an Mannschaft, und die Verbündeten ent- 
schloffen sich zu rascher That. 
Die Verbündeten behielten die Teilung in drei Armeen bei. Die 1814 
Nordarmee unter Bülow sollte zunächst die Franzosen aus Holland 
und aus Belgien verjagen; Blücher führte seine Armee in der Neu- 
jahrsnacht bei Kaub, Koblenz und Mannheim über den Rhein; Schwar- 
zenberg überschritt mit der Hauptarmee den Strom bei Basel und 
zog dann nordwestlich der Armee Blüchers entgegen. Bevor sich beide 
vereinigt hatten, wurde Blücher bei ^Brienne an der Aube von Na¬ 
poleon angegriffen und zurückgedrängt (29. Januar). Aber fchon nach 
zwei Tagen konnte er, durch Teile der Hauptarmee verstärkt, den Kampf 
erneuern und besiegte Napoleon/bei La Rothiere und Brienne. An 
diesem Siege beteiligten sich auch die Bayern, die der Hauptarmee zu- 
geteilt waren. 
Blücher und Schwarzenberg hatten sich kaum vereinigt, als sie 
sich der leichteren Verpflegung halber wieder trennten. Schwarzenberg sollte 
längs der Seine, Blücher die Marne entlang gegen Paris vorrücken. Na- , 
poleon benützte diesen Fehler der Verbündeten, wars sich zwischen beide 
Heere und brachte der Blücherschen Armee in süns Einzelgesechten schwere 
Verluste bei. Dann wandte er sich schnell gegen die Hauptarmee, deren 
Vortrab bereits bei Montereau stand, und scheuchte sie wieder bis über 
die Aube zurück. Allein Blücher erholte sich rasch von seinen Nieder- 
lagen und zog dem von Nordosten nahenden Heere Bülows entgegen. 
Napoleon konnte die Vereinigung nicht mehr hindern und wurde von 
den vereinigten Heeren Bülows und Blüchers fyx Laon zurückgeworfen 
(10. März). Inzwischen verloren seine Generale gegen Schwarzenbergs die 
Schlacht bei Bar a. d. Aube, und als er selbst mit 30000 Mann der 
weit überlegenen Hauptarmee entgegenzutreten wagte, wurde er bei Arcis 
a. d. Aube besiegt. Nun saßte er den verzweifelten Plan, im Rücken der 
Verbündeten einen Volkskrieg zu erregen, um den Feind von Paris abzu- 
lenken. Aber die Verbündeten rückten unbeirrt vorwärts, erfochten noch 
einen Sieg und erstürmten am 30. März Paris. 
Napoleon, der zu spät umgekehrt war, mußte abdanken und nahm 
zu Fontainebleau von seinen Getreuen Abschied. Er wurde nach Elba 
verwiesen. Diese kleine Insel, nahe bei seiner Heimat Korsika gelegen und 
nur 15 km von der italienischen Küste entfernt, sollte künftighin sein ganzes
	        
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