Full text: Deutsche Geschichte der Neuzeit (Bd. 3)

92 Napoleons Untergang 1815. 
Reich bilden, sein ganzes Heer sollte nur 400 Mann zählen. Frankreich 
"wurde, sogar etwas vergrößert, den BourbonVn zurMegeben. < - 
Der erste Pariser Friede (30. Mai) schloß mit der Bestimmung, daß 
nach zwei Monaten alle kriegführenden Mächte ihre Bevollmächtigten zu einem Kon- 
greß nach Wien schicken sollten. Als dort nach vielen Festlichkeiten endlich die M 
ratungen begannen, begann sogleich auch der Streit, indem England, Österreich und 
Frankreich die Ansprüche Rußlands auf Polen und die Preußens auf Sachsen nicht 
bewilligen wollten./ 
Napoleons Untergang. 
1815. 
Napoleon baute große Hoffnungen auf den Streit, welcher beim 58 
Wiener Kongreß unter den Verbündeten ausbrach, und auf die Unzufrieden-, 
heit, welche die bourbonische Regierung in Frankreich erzeugte. Er verließ 
1815 heimlich Elba und landete am 1. März bei Cannes. Zunächst hatte er 
nur 1000 Mann um sich, aber durch den Abfall der ihm entgegengeschickten 
Truppen wuchs seine Streitmacht zusehends; auch Ney ging zu ihm über. 
Am 20. März zog er unter dem Jubel des wankelmütigen Volkes in Paris 
ein. Den französischen Thron hatte er mühelos zurückgewonnen, aber seinen 
auswärtigen Gegnern war er nicht gewachsen. 
Von den Heeren, welche die Verbündeten fofort wieder nach einem 
gemeinsamen Plane aufstellten, kamen nur die 120000 Preußen Blüchers 
und die 90000 Engländer und Hannoveraner Wellingtons zum Schlagen. 
Seinen ersten Angriff richtete Napoleon wieder gegen Blücher, der, verleitet 
durch Wellingtons leichtfertiges Versprechen rechtzeitig Hilfe zu bringen, bei 
Ligny (südöstlich von Brüssel) den Kampf mit Napoleon aufnahm (16. Juni). 
Blücher verlor die Schlacht und beinahe auch fein Leben. Wellingtons 
Truppen kamen nur bis Quatrebras^); doch verhinderten sie durch ihren 
Sieg über Ney wenigstens ein schwereres Unglück. Napoleon glaubte das 
Heer Blüchers auf längere Zeit kampfunfähig gemacht zu haben, und wandte 
sich gegen Wellington. Bei Waterloo trafen sich die Gegner, beide etwa 
70000 Mann stark (18. Juni). Mit kaltblütiger Ruhe widerstand Welling- 
ton fünf Stunden lang den hitzigen Angriffen der Franzosen. Die Nacht 
oder Blücher war seine Hoffnung. Und Blücher kam trotz seiner großen 
Verluste bei Ligny und trotz der vom Regen ausgeweichten Wege. Um 
7,5 Uhr griffen die Preußen entscheidend in die Schlacht ein, indem sie 
teils den linken Flügel Wellingtons verstärkten, teils den rechten Flügel 
der Franzosen von der Seite und von hinten angriffen. Erst am Abend 
gegen 10 Uhr konnten sich die beiden siegreichen Feldherren bei dem ein- 
*) Bei Quatrebras fiel der tapfere Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig.
	        
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