Full text: Deutsche Geschichte im Mittelalter (Bd. 2)

Siegmund. 203 
Prag verließen und sich größtenteils der neugegründeten Universität Leipzig 
zuwandten 1409. Der kirchliche Streit wurde geschürt durch den Nationalhaß 
der Czechen gegen die Deutschen. Von dem Papste Johann XXIII. gebannt, 
appellierte Hus an ein allgemeines Konzil. 
Konzil zu Konstanz 1414—18: Durch Siegmunds Bemühungen 1414 
wurde ein allgemeines Konzil auf deutschem Boden in Konstanz einberufen. 
Die Zahl der Besucher stieg zeitweise auf 70 000. Es waren darunter 
500 hohe kirchliche Würdenträger, 2000 Angehörige der Universitäten, 200 
Herzoge, Fürsten und Grafen, 20 000 Reisige; Deutsche, Franzosen, Jta- 
liener, Engländer und Spanier. Drei Aufgaben sollten gelöst werden: 
eine Untersuchung der Glaubenslehre (causa fidei), Beseitigung des Schismas 
(causa unionis) und die Reformation der Kirche (causa reformationis). 
Hus wurde verurteilt, und da er standhaft den Widerruf seiner Lehre 
ablehnte, als Ketzer verbrannt. Zweitens beschloß das Konzil, daß eine 
allgemeine Kirchenversammlung über dem Papst stehe, und erklärte Johann 
XXIII. (und Benedikt XIII.) für abgesetzt; Gregor XII. trat freiwillig 
zurück. Der dritte und wichtigste Punkt blieb unerledigt, weil der nenge- 
wählte Papst Martin V. das Konzil auflöste. 1418 
89 Husitenkriege 1419—36: Hus war tot, aber die Husiten, seine 
Anhänger, gaben sich nicht zufrieden. Wenzel starb, als eben der Aufstand 1419 
ausbrach. Siegmund, dem jetzt die böhmische Krone zufallen sollte, war 
den Böhmen besonders verhaßt, weil er Hus dem Scheiterhaufen überliefert 
hatte. Zu Tausenden scharten sich die Husiten um Ziska und Prokop. 
Diese gewaltigen Kriegshelden führten ihre begeisterten Scharen von Sieg 
zu Sieg (bei Deutschbrod 1422, Außig 1426, Mies 1427, Tauß 1431). 
Die ungestüme Tapferkeit und die eigenartige Kriegführung (Wagenburgen) 
der Husiten übten einen solchen Schrecken aus, daß die gegen sie aufgebotenen 
Kreuzheere oft schon beim ersten Angriff auseinanderstoben. Bald schwärmten 
die Husiten in die umliegenden Länder aus und richteten furchtbare Ver- 
heerungeu an. Mit Gewalt war gegen die Husiten nichts auszurichten. 
Das in Basel versammelte Konzil (1431—49) knüpfte mit den gemäßigten 
Husiten, den Kalixtinern, Verhandlungen an und brachte sie dadurch zur 
Ruhe, daß es ihnen beim Abendmahl den Kelch (calix) und beim Gottes¬ 
dienst den Gebranck der Landessprache zugestand. Infolgedessen kam es 
zwischen den längst feindlichen Parteien der Husiten, zwischen den Kalix- 
tinern und Taboriten, zu einem heftigen Kampf, in welchem die 
Taboriten bei Böhmischbrod unterlagen 1434. Darnach kam Siegmund
	        
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