Full text: Deutsche Geschichte im Mittelalter (Bd. 2)

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Römisch-germanische Zeit. 
Bewunderungswürdig ist der Scharfblick, mit dem die Römer in dem wild- 
fremden Lande die geeignetsten Plätze für ihre Befestigungen und Straßenzüge 
erkannt haben. Die einzelnen Teile des Limes sind durchaus geradlinig, die Türme 
quadratisch, die Kastelle rechteckig. Dadurch unterscheiden sie sich deutlich von den 
ringförmigen Schanzen der Germanen und der Kelten. 
Germanien nnd Germanen diesseits der Grenze. 
In der Liste der römischen Provinzen prangten auch die Namen 8 
Germania inferior und superior. Aber die damit bezeichneten Gebiete 
lagen alle links vom Rhein (Belgien, Rheinprovinz; Pfalz, Elsaß). 
Schon in römischer Zeit wohnten nämlich deutsche Stämme auch auf dem 
linken Rheinufer; so wurden z. B. die Ubier von Augustus zur Be- 
lohnung für ihre römerfreundliche Gesinnung, die kriegslustigen Sigambrer 
von Tiberius zur Strafe auf das linke Rheinufer verpflanzt. 
/$ür das Land zwischen der Südwestecke des Rheins und dem Limes findet 
sich die Bezeichnung Zehntland (agri decumätes), die daher kommen soll, weil 
die Bewohner den Zehnten von ihren Ländereien entrichten mußten. 
Die Donauprovinzen Rätien mit Vindelicien und Norikum, 
durch den Inn von einander geschieden, hatten eine überwiegend keltische 
Bevölkerung, die aber je länger je mehr romanisiert wurde. 
mische Städte auf deutschem Boden entstanden überall da, wo 
römische Soldaten Jahrhunderte lang ihre festen Lagerplätze hatten. Es 
kam nicht selten vor, daß die römischen Soldaten Weiber und Kinder hatten, 
sich nach ihrer Verabschiedung in dem fremden Lande mit Grundbesitz aus- 
statten ließen und dort dauernd ihren Aufenthalt nahmen. Die Turmwächter 
bestanden aus lauter solchen Veteranen; ihnen wurden für ihre Dienste 
Ländeeeien zum Anbau angewiesen. Außerdem folgte den Legionen ein 
Schwärm von Händlern und Händlerinnen'). Auch ließen sich die befreundeten 
Eingeborenen gern in der schützenden Nähe des Römerlagers nieder. So 
entstanden neben den wohlgebauten Kriegslagern Ansiedelungen mit bürger- 
licher Einwohnerschaft. Die wichtigsten deutschen Städte, deren Ursprung 
auf die Römerzeit zurückgeht, sind im Rh ein gebiet: Colonia Agripplna 
(Köln, genannt nach der Tochter des Germanikns), Confluentes (Koblenz), 
Augusta Treverorum (Trier), Mogontiäcum (Mainz)2), Argentorätum 
(Straßburg), Angusta Rauricorum (Äugst bei Basel). Im Donau- 
gebiet: Augusta Vindelicorum (Augsburg)^), Regina castra (Regens- 
*) Die Stadt Zabern — tabernae (Buden) ist dafür ein sprechender Beweis. 
2) Gegenüber liegt Kastel (auch Kassel) — castellum Traiani. 
3) splendidissiraa Raetiae colonia von Tacitns genannt.
	        
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