6
2. Kriege zwischen Fran) I. und Karl V.
Kaiser Karl V. hatte sich mit Franz I. zugleich um den erledig¬
ten deutschen Thron beworben, war aber diesem durch Verwendung
des Kurfürsten Friedrich des Weisen von Sachsen vorgezogen wor-
den. Das erregte schon bei dem französischen Könige einige Mißgunst,
die bald m offene Feindseligkeit ausbrach, weil Franz Mailand be-
haupten wollte, und außer auf den Besitz von Burgund auch auf den
von Navarra sein Augenmerk gerichtet hatte. Karl V. wollte seine
Rechte auf beide Länder nicht aufgeben und erhob auch auf Mailand
Ansprüche, weil er dieses Herzogthum als ein Lehn des deutschen Reichs
betrachtete. Auf diese Weise kam es zwischen beiden Herrschern zu
vier Kriegen, von denen der erste sechs Jahre (1521—1526) dauerte.
Schon im ersten Jahre des Krieges verloren die Franzosen Mailand,
das sie nicht wieder erobern konnten, da die Schlacht bei Bicocca
(1522) zu ihrem Nachtheil endete. Ein anderer Nachtheil für die
Franzosen entstand auch aus dem Umstände, daß der Connetable von
Frankreich, Karl von Bonrbon, zu dem Kaiser überging, weil er die
ihm angetragene Hand der Louise vou Savoyen, Franzens Mutter,
ausgeschlagen hatte und deshalb vom Könige beleidigt worden war.
Ebenso erlitten die Franzosen eine zweite Niederlage bei Romagnano
(1524), die für sie um so nachtheiliger war, als der edle B aYard,
der Ritter ohne Furcht und Tadel, hierin seinen Tod sand. Um den
Much seiner Truppen zu beleben, und dem Kämpft eine günstige Wen-
dnug zu geben, eilte jetzt Franz selbst nach Italien, wurde aber bei
Pavia (1525) geschlagen und sogar gefangen, woraus er im Frieden
zu Madrid (1526) durch einen Eid sich verbindlich machte, auf
Mailand und Burgund zu verzichten. Da aber Franz von dem
Papste Clemens VII. sich seines Eides entbinden ließ und die Heraus-
gäbe beider Länder verweigerte, so rief dieser Umstand eilten zweiten
Krieg (1527 —1529) hervor, der von den Spaniern und Deutschen
durch einen Angriff auf Rom eröffnet wurde. Rom ward genom¬
men, aber der Connetable stel auf den Mauern der Stadt. Indessen
waren die Franzosen unter dem Marschall Lautrec an der italie-
mschen Küste gelandet und hatten Neapel angegriffen; allein in ihrem
Heere brach bald eine ansteckende Krankheit aus, der auch der Mar-
schall unterlag, und da zu gleicher Zeit der spätere Doge von Genua,
Andreas Doria, von der Seeseite her der Stadt Zusuhr brachte,
so scheiterte auch diese Unternehmung. Der Kampf ward endlich
durch die Vermittlung der Muhme Karls V., Margaretha von
Parma, und der Mutter Franzens in dem danach benannten Damen-
frieden zu Cambrai (1529) beendet.
Den dritten Krieg (1536 —1538) rief das Aussterben der
Sforza dadurch hervor, daß Karl sich weigerte, einen der französischen
Prinzen als Herzog von Mailand einzusetzen. Allein auch dieser Krieg
war für Frauz nicht erfolgreich, obschon er sich mit dem Sultan So-