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24«. Der heilige Bernhard.
1. Zu Speier von dem Dome die Glocken läuten klar,
Ls strömet durch die Pforten der Ritter bunte Schar,
Der Bischof sang die Messe, und auf dem hohen Thron
Da saß der Kaiser Konrad in Andacht betend schon.
2. Und als nun ausgeklungen das Evangelium,
Da ward im weiten Dome der Beter Menge stumm.
Lin Mönchlein blaß und hager bestieg die Kanzel dann.
Und auf und nieder flüstert's: „Bernhard, der heil'ge Mann!*
Z. Sein schlicht Labit gemahnet an Sarg und Leichentuch;
Der Welt erstorben, zeiget sein Antlitz Limmelszug.
Lr schaut zum mächtigen Kaiser mit Augen tränenreich.
So feurig, daß Lerr Konrad allmählich wurde bleich.
4. Und horch! wie Mellen plätschern im sanften Niederfall,
Und lauter, immer lauter, wie drohnder Donnerhall
Begann der Mönch zu reden. Mie Blitze suhr's herab
von Gottes Lieb' und Glauben, vom fernen heil'gen Grab.
5. „G Kaiser, rief er mächtig, und hast du's recht bedacht,
Marum ich nachgezogen dir manche bange Nacht?
Last du, wie recht und billig, getan nach deiner Kraft?
was sagst du, wenn der Schöpfer dich zieht zur Rechenschaft?"
6. Die Menge ward ergriffen, der Kaiser ward so bleich.
Das rote Kreuz, er heftet's auf seine Schulter gleich.
Welch Drängen, welch ein wogen! Die sich dem Zug geweiht.
Sie wollen einen Streifen, ein Kreuz von Bernhards Kleid.
7. Das Lochamt ist beendet, die Glocken läuten aus;
Die Hellen Scharen strömen aus Gottes hehrem Laus.
Sie schmücken ihre Lelme mit Laub zum heil'gen Streit.
— G Bernhard, heil'ger Bernhard, jetzt wär' es wieder Zeit!
Franz Alfr. Muth.
24V. Friedrich Barbarossa.
Friedrich war von mittlerer Größe und wohlgebaut, hatte einen
rötlichen Bart, schöne Züge, feine Lippen, blaue Augen, einen heitern,
aber durchdringenden und der inneren Kraft sich gleichsam bewußten