Full text: Leitfaden der Bayerischen Geschichte für höhere Lehranstalten

Kulturgeschichte Bayerns im späteren Mittelalter. 35 
verheerenden Kriege (1503—05), der an die schlimmsten Zeiten der Ungarn- 
not erinnerte. Die bayerische Partei behielt schließlich die Oberhand' frei- 
lich mußte Rlbrecht den (Erfolg teuer bezahlen. Pfalzgraf Ruprecht und 
seine Gemahlin waren während des Krieges gestorben- für ihre Kinder 
wurde aus Gebieten um Heuburg, Vurglengenfeld, Sulzbach die 
„junge Pfalz" gebildet. Nürnberg erlangte eine Vergrößerung seines 
Territoriums, Maximilian I. erhielt die letzten tirolischen Besitzungen 
Bayerns mit Kufstein, Kattenberg und Kitzbühel. 
Unter schwierigen Verhältnissen hatte Rlbrecht der Weise die Einheit 
der Regierung, die (Einheit des Landes hergestellt; er krönte im Einver¬ 
nehmen mit den Ständen das Werk durch den Erlaß des Primogeni- 
turgesetzes X50ö. Bayern sollte künftig unteilbar sein und stets auf 
den ältesten Sohn in gerader Linie übergehen, jüngere Söhne sollten den 
Grafentitel und eine jährliche Rente erhalten. 
Die Verwaltung des Landes war unter Rlbrecht wohlgeordnet und 
unterlag strenger Beaufsichtigung. Den Handel förderte der Bau neuer 
Straßen; eine solche führte vom Kochelsee über den Kesselberg nach Mitten- 
wald. hier hatten die Venezianer damals einen Markt, der auch dem 
Frachtverkehr auf der Isar zugute kam. Bayerische Geschichtschreiber er- 
freuten sich der Gunst Rlbrechts, wie er denn selbst über ein hohes Maß 
gelehrter Bildung verfügte. 
\6. Aulturgeschichte Bayerns im späteren Mittelalter. 
Rn die Stelle des sinkenden Rittertums war als Kulturträger all¬ 
mählich das Bürgertum getreten, wohlhabend durch die Rusdehnung 
von Handel und Gewerbe. Geographische Gründe wie auch die (Eigenart 
der Bayern ließen das Städtewesen allerdings nicht solchen Rufschwung 
nehmen wie etwa am Rhein; immerhin erhoben sich mehrere zu hoher 
Bedeutung. Regensburg, die alte Römerstadt, dann bayerische Residenz 
und Bischofssitz, unterhielt, begünstigt durch seine Flußlage, einen regen 
Verkehr mit den slavischen Ländern bis nach Rußland hinein. Erst im 
14. Jahrhundert ließ es sich von Wien, Nürnberg und Rugsburg über- 
holen. Manche Städte, wie Landshut und Straubing, wurden im 13. Jahr¬ 
hundert von den IDittelsbachern gegründet. Sie alle überflügelte seit der 
Seit Rlbrechts des Meisen München, vornehmlich deshalb, weil es die 
Residenz war. Der Salzhandel blühte nach wie vor; aber auch Getreide, 
Vieh, Eisen1) und Eisenwaren, Wollen- und Leinenzeuge wurden ausge- 
!) Die Goldbergwerke bei Waldsassen, Bodenmais und Gberammergau, die Gold- 
Wäschereien an Isar, Inn, Salzach bestehen nicht mehr. Dagegen beginnt sich die lange 
verfallene Perlfischerei wieder zu heben. 
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