Full text: [Teil 3, [Schülerbd.]] (Teil 3, [Schülerbd.])

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länger gut!" sagte dieser endlich; „wir müssen es anders anfangen. 
Überlaßt mir auf ein Jahr das Schiff und so viel Geld und Nürnberger 
Waren wie möglich und laßt mich damit selbst in die Neue Welt segeln. 
Ihr wißt, ich bin in jüngeren Jahren schon zweimal dort gewesen und 
verstehe das Geschäft; mit Gott wird es gelingen." 
Die beiden Männer beratschlagten miteinander über diesen Einfall, 
und nachdem sie die mögliche Gefahr und den möglichen Vorteil auf 
das beste erwogen hatten, kamen sie dahin überein, daß Jansen reisen 
solle. Vier Wochen später schritt Herr van Steen in seinem Ratsherrn- 
gewande, den alten Buchhalter neben sich, dem Hafen zu, wo eine große 
Menschenmenge der Abfahrt des stattlichen Schiffes harrte. Einige 
Handelsfreunde traten grüßend auf sie zu und äußerten bedenklich, sie 
wünschten, Herr Hermann möge bei dieser Ausrüstung nicht zu viel 
gewagt haben. Aber Jansen antwortete: „Lasset es euch nicht anfechten, 
ihr Herren! Ich hoffe, wir sehen uns gesund und freudig wieder; denn 
ich traue auf das gute Sprichwort: Gott verläßt keinen Deutschen." 
Da donnerte der erste Signalschuß zur Abfahrt, und das Boot, 
das den alten Jansen zum Schiffe führen sollte, warr-eben gelandet. 
Noch einmal drückte er seinem Herrn die Hände, dann stieg er schnell 
ein und fuhr hinüber. Jetzt wurde der große Anker aufgewunden, der 
letzte Kanonenschuß ward gelöst, alle Wimpel flaggten, und mit vollen 
Segeln flog das Schiff dahin, dem Meere entgegen. 
Drei Vierteljahre gingen vorüber, und kein Jansen kehrte zurück 
oder ließ auch nur etwas von sich hören; wohl aber verbreiteten sich 
dunkle Gerüchte von deutschen Handelsschiffen, die in der Gegend von 
Neu-Amsterdam, dem jetzigen Neuyork, gescheitert seien. Die Miene 
des Herrn Hermann Gruit ward immer bedenklicher. Einen großen 
Verlust nach dem andern erlitt er durch den Fall mehrerer Handlungs¬ 
häuser zu Braunschweig, Nürnberg, Augsburg und Ulm, und täglich 
noch trafen neue Unglücksnachrichten ein. Am Jahresschlüsse verglich er 
seine Bücher — und siehe da, was er gefürchtet hatte, erwies sich als 
Wahrheit: die Schulden überstiegen sein Vermögen. Da legte er lang¬ 
sam die Feder weg, klappte leise das Buch zu und ging schwer seufzend 
aus der Schreibstube hinauf in das Familienzimmer. Dort kleidete 
er sich in seine volle Amtstracht als Ratsherr, küßte seine Frau und 
seine drei Knaben und ging mit der Äußerung, daß heute Sitzung sei, 
hinunter. Die grüne Gasse entlang schritt er dem Rathause zu; ein 
Diener trug ihm das schwere Hauptbuch nach. Im Rathause legte er 
vor den erstaunten Amtsgefährten die Ehrenzeichen seiner Würde ab 
und erklärte seine Zahlungsunfähigkeit. 
Man kann denken, wie groß das Staunen aller war, daß das 
große Haus Gruit van Steen zu zahlen aufhören müsse. Indes über¬
	        
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