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länger gut!" sagte dieser endlich; „wir müssen es anders anfangen.
Überlaßt mir auf ein Jahr das Schiff und so viel Geld und Nürnberger
Waren wie möglich und laßt mich damit selbst in die Neue Welt segeln.
Ihr wißt, ich bin in jüngeren Jahren schon zweimal dort gewesen und
verstehe das Geschäft; mit Gott wird es gelingen."
Die beiden Männer beratschlagten miteinander über diesen Einfall,
und nachdem sie die mögliche Gefahr und den möglichen Vorteil auf
das beste erwogen hatten, kamen sie dahin überein, daß Jansen reisen
solle. Vier Wochen später schritt Herr van Steen in seinem Ratsherrn-
gewande, den alten Buchhalter neben sich, dem Hafen zu, wo eine große
Menschenmenge der Abfahrt des stattlichen Schiffes harrte. Einige
Handelsfreunde traten grüßend auf sie zu und äußerten bedenklich, sie
wünschten, Herr Hermann möge bei dieser Ausrüstung nicht zu viel
gewagt haben. Aber Jansen antwortete: „Lasset es euch nicht anfechten,
ihr Herren! Ich hoffe, wir sehen uns gesund und freudig wieder; denn
ich traue auf das gute Sprichwort: Gott verläßt keinen Deutschen."
Da donnerte der erste Signalschuß zur Abfahrt, und das Boot,
das den alten Jansen zum Schiffe führen sollte, warr-eben gelandet.
Noch einmal drückte er seinem Herrn die Hände, dann stieg er schnell
ein und fuhr hinüber. Jetzt wurde der große Anker aufgewunden, der
letzte Kanonenschuß ward gelöst, alle Wimpel flaggten, und mit vollen
Segeln flog das Schiff dahin, dem Meere entgegen.
Drei Vierteljahre gingen vorüber, und kein Jansen kehrte zurück
oder ließ auch nur etwas von sich hören; wohl aber verbreiteten sich
dunkle Gerüchte von deutschen Handelsschiffen, die in der Gegend von
Neu-Amsterdam, dem jetzigen Neuyork, gescheitert seien. Die Miene
des Herrn Hermann Gruit ward immer bedenklicher. Einen großen
Verlust nach dem andern erlitt er durch den Fall mehrerer Handlungs¬
häuser zu Braunschweig, Nürnberg, Augsburg und Ulm, und täglich
noch trafen neue Unglücksnachrichten ein. Am Jahresschlüsse verglich er
seine Bücher — und siehe da, was er gefürchtet hatte, erwies sich als
Wahrheit: die Schulden überstiegen sein Vermögen. Da legte er lang¬
sam die Feder weg, klappte leise das Buch zu und ging schwer seufzend
aus der Schreibstube hinauf in das Familienzimmer. Dort kleidete
er sich in seine volle Amtstracht als Ratsherr, küßte seine Frau und
seine drei Knaben und ging mit der Äußerung, daß heute Sitzung sei,
hinunter. Die grüne Gasse entlang schritt er dem Rathause zu; ein
Diener trug ihm das schwere Hauptbuch nach. Im Rathause legte er
vor den erstaunten Amtsgefährten die Ehrenzeichen seiner Würde ab
und erklärte seine Zahlungsunfähigkeit.
Man kann denken, wie groß das Staunen aller war, daß das
große Haus Gruit van Steen zu zahlen aufhören müsse. Indes über¬