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III. Das Erbherzogtum 1070—1253.
wenige Stunden von Scheiern erbauten Burg Wittelsbach. Eben dieser
Vater Ottos hatte unter Kaiser Heinrich V. die Pfalzgrafenwürde
von neuem an sein Haus gebracht, nachdem dieselbe seit mehr als
hundert Jahren bei andern Geschlechtern, zuletzt bei Rapoto vonVoh-
bürg, gewesen war. Bald wurde der Name Wittelsbach mit Ruhm
genannt, als Ottos Kühnheit das heimziehende Heer Barbarossas in
der Etschklause vor den Veronesern gerettet hatte (1155)1). Auch
in der Folge erwies sich Otto als einer der tapfersten Kämpfer für
Friedrich in Italien und als einer der entschlossensten Vertreter
der kaiserlichen Rechte2). Die treuen Dienste lohnte jetzt Barbarossa
seinem Freunde, indem erihnamam 16.Sept. 1180 zu Altenburg
in Sachsen mit der herzoglichen Gewalt von Bayern
belehnte. Zahlreiche Land-und Gerichtstage, die Otto hielt, kräf-
tigten die Ordnung im Lande. Dem Kaiser erwies er seine letzten
Dienste bei der Herstellung des Friedens mit den lombardischen
Städten zu Konstanz. In der Nähe dieser Stadt starb er auf dem
Schlöffe Pfullendorf 1183. Er wurde im Kloster Scheiern begraben.
Otto hatte während der kurzen Zeit feiner Herrschaft fein Amt
so trefflich geführt, daß sein Tod das Land in Trauer versetzte.
Wie sehr die Wittelsbacher auf Verstärkung ihres Hausbesitzes
bedacht sein mußten, wurde bald Ottos Sohn Ludwig I. (der
Kelheimer) inne, als er in einer das Land verwüstenden Fehde
mit dem Grafen von Bogen und mit den Grafen von Ortenburg
J) Otto Frisingensis (Bischof von Freising f 1158), de gestis Friderici
L lib. II, 25: Alberich, ein Ritter aus Verona, hatte eine Burg besetzt, welche
den Engpaß beherrschte, und wollte dem Kaiser und seinem Heere den Durch-
zug nur unter schmachvollen Bedingungen gestatten. Hoch über der Burg ragte
ein Fels empor, den der Feind unbesetzt gelassen hatte, weil er unzugänglich
erschien. Mittuntur cum Ottone vexillifero quasi ducenti lectissimi juvenes
armati. Illi per devia silvarum et moutium, per concava et confragosa
Alpium oberrando loca tandem cum multo sudore ad praedictam perveniunt
rupem. Quae dum quasi ferro abscissa null um adscendendi aditum
militi offeret, curvatur alius, ut socium dorso levet, alius ad erigendum
commilitionem suum humeros praebet, post haec de liastis facieiites sca-
lam — cuucti ad summitatem perveniunt rupis. Exseritur ab Ottone
imperatoris vexillum. Hoc signo tarn quam victoriam praesagiente
clamor et cautus attollitur, exercitus qui in valle manebat ad assultum
properat. Latrunculi hujus rei incauti, putabant enim praedictam rupem
cunctis mortalibus impermeabilem desperatione corripiuntur fugam-
que moliuntur, sed fugae locus non erat — — omnes obtruncantur,
duodecim cum Alberico captis ac ad supplicium reservatis.
2) e>o 1157 zu Besan^on gegenüber dem Kardinal Roland, dem nachherigen
Papst Alexander III.