Das Ende des trojanischen Krieges. 175 
lassen und kehre nach Hause zurück, weil ihm Odysseus die Rüstung seines 
Vaters vorenthalten habe; er versprach dem jammernden Philoktetes, chn 
mitzunehmen, und dieser vertraute ihm seinen niefehlenden Bogen mit den 
tiMichen Geschossen an. Da eilte auch Odysseus herbei, und der Verrathene 
wurde nach dem Schiffe gebracht. 
Jetzt bereute aber der junge Neoptölemos, von der Wahrheit abge- 
wichen zu sein; er gab dem Philoktet seinen kostbaren Bogen zurück und 
versprach ihm aufrichtig, ihn nach Hause zu führen, was er auch trotz dem 
Zürnen des Odysseus ausgeführt hätte, wenn nicht plötzlich Herakles 
selbst vom Himmel herab erschienen wäre und seinem Freunde befohlen 
hätte, mit vor Troja zu ziehen, was der nun ausgesöhnte Philoktet auch 
that. Nach seiner Ankunft vor Troja wurde er von dem geschickten Poda- 
leirios sogleich geheilt, und stürzte schon am folgenden Tage mit in den 
Kampf, in dem er den Paris tödtlich verwundete, s. A. 2. 
Nach einem neuen Seherspruche konnten die Griechen die Stadt Troja 
nur einnehmen, wenn sie sich vorher in den Besitz des Palladion von 
Troja gesetzt hätten (s. § 30). Nun schlich sich Od ysseus in Bettlerlum- 
pen und von Wunden, die er sich selbst beigebracht hatte, entstellt, nach 
Troja und erspähte bettelnd die Stelle, wo das Palladium aufbewahrt wurde, 
das er dann von Diomedes begleitet heimlich entwandte. 
Das hölzerne Pferd. 
Nachdem die Griechen nun noch einen vergeblichen Sturm auf die 
Mauern Troja's versucht hatten, rieth ihnen Kalchas, den offenen Feld- 
kämpf aufzugeben und die Stadt durch List einzunehmen. Da erhob sich 
Odysseus und rieth den Griechen ein großes hölzernes Pferd zu 
erbauen, dessen hohles Innere mit bewaffneten Kriegern zu füllen und es 
dann am User zurückzulassen, während die Flotte zum Scheine absegle. Ein 
Mann, der gleichsam verlassen zurückbleibe, solle die Trojaner veranlassen, 
das Pferd in ihre Mauern zu ziehen; die Männer darinnen aber sollten 
in der Nacht heraussteigen, die Thore öffnen und durch ein Zeichen die 
Flotte zur Einnahme der Stadt zurückrufen. Der Vorschlag ward ange- 
nommen, und der kunstgewandte Epei os zimmerte in 3 Tagen aus Bäu¬ 
men vom Ida ein riesiges Pferd, dem Leben täuschend nachgebildet. In 
den hohlen Bauch desselben stiegen Meneläos, Diomedes, Odysseus, Philok- 
tetes, der Lokrer Ajax, Jdomeueus, Podaleirios u. A., im Ganzen 30 
tapfere Helden. 
Nachdem alle Zelte verbrannt waren, fuhr die Flotte von Agamem- 
non und Nestor geführt nach der Insel Tenedos ab, wo die Anker aus- 
geworfen wurden. Die Trojaner, als sie die Griechen abziehen sahen, eil- 
ten zum Strande, um sich die Stätte zu betrachten, wo ihre Feindeso lange 
Jahre gelagert hatten. Hier fanden sie das Riesenpferd, und unter dessen 
Leibe den zurückgelassenen Sinon, welcher erzählte, er sei von Kalchas zum 
Opfertode bestimmt gewesen, weil dieser einen Groll gegen ihn gehegt habe, 
darum sei er heimlich entflohen und flehe jetzt zu den Trojanern um Schutz, 
denn in seine Heimath dürfe er ja nie zurückkehren. Da ihm die Troja- 
ner freundlich begegneten, versprach er ihnen zum Danke zu verrathm, 
welche Bewandtniss es mit dem hölzernen Pferde habe, dieses sei nämlich 
von den Griechen als Weihgeschenk für Athene zurückgelassen worden, um 
dieselbe zu versöhnen wegen der Entwendung des Palladiums. Die Griechen
	        
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