358 Die Cultur der Griechen. 
Die Agrigentiner bauten sehr prächtig und kolossal und lebten sehr üppig, 
darum sagte der Philosoph Platon von ihnen: „die Agrigentiner bauen, als wollten 
sie ewig leben, und sie leben, als wollten sie morgen sterben." — Der Tempel des¬ 
olympischen Zeus daselbst war einer der größten Tempel des griechischen Alter- 
thums: 180' breit, 370' lang und 120' hoch. Die Höhe der Säulen betrug 60'. Er 
war ein Pseudoperipteros im dorischem Style mit Halbsäulen auf der Außenseite der 
Mauer, welchen viereckige Wandpfeiler aus der Innenseite entsprachen. Der Säulendurch- 
meffer betrug 13', und in jede Vertiefung der Cannelirungen konnte sich ein Mann 
stellen. Da er ein Hypäthralbau war, hatte er im Inneren eine Säulenstellung, 
oder richtiger gesagt 2 Reihen viereckiger Pfeiler (den Wandpfeilern entsprechend), 
über denen kolossale Atlanten (24V2' hoch) das Gebälk trugen. Atlanten sind 
männliche Statuen, welche anstatt Säulen oder Pfeilern das Gebälk tragen. 
Der Tempel zu Agrigent war noch nicht vollendet bei der Eroberung und 
Zerstörung der Stadt durch die Karthager 405 v. Chr. Damit endete die Blüthe 
der Stadt, welche aber im 3ten Ihrh, v. Chr. unter den Römern noch einmal 
aufblühte. 
II. Die Zeit von Kimön bis zur makedonischen 
-Oberherrfchaft 470-338 v. Chr. 
Der dorische Styl ist jetzt zur edelsten Anmuth gemildert, während der 
ionische Styl zu hoher Würbe durchgebildet ist. Berühmte Bauten aus dieser 
Zeit sind: 
1) Der Th eseustempel zu Athen (s. § 29 und § 47). 
2) Der kleine Tempel der Nike A'pteros (der ungeflügelten Sieges¬ 
göttin, und zwar ungeflügelt, damit sie immerdar in Athen verweile). Er war in 
ionischem Style auf dem westlichen Aufgange zur Akröpolis errichtet von Ki¬ 
mön nach seinem Doppelsiege am Eurymebon. Im 17 ten Jahrh. n. Chr. wurde er von 
den Türken (s. § 59) abgetragen, und das Material davon würbe zum Bau einer 
Batterie verwenbet. Beim Abtragen bieser Batterie würben fast alle Theile besselben 
gesunben, so bass er wieder hergestellt werden konnte. Er ist nur 187/ breit und 
27' lang. 
3) Die Propyläen zu Athen. 
4) Der Parthenon zu Athen. 
5) Das Erechtheion zu Athen. 
6. Der Tempel des Zeus zu Olympia am Alpheios. 
Es haben sich 
nur noch leise 
Spuren des Fun¬ 
damentes (der 
Grundlage) von 
diesem Tempek 
erhalten, außer- 
bem 9 Säulen 
und die Cella- 
mauern mit den 
Anten. Er war 
230' lang, 95' 
breit unb 68' 
hoch. Auf ber 
Spitze ber Giebel 
stanb je eine gol- 
beneNike, aus ben 
Ecken ber Giebel 
stauben golbene 
Kessel mit Drei- 
süßen. Der Fuß- 
boben war ein 
Querdurchschnitt des Zeustempels zu Olympia (Leben d. Gr. von Mosaikboden * ) 
E. Guhl u. W. Koner.) aus Kieselsteinen 
des Alpheios. Es waren Seegottheiten daraus gebildet. In der Eella war der Zeus 
des Pheibias. Zu ben beiden Seiten der Zeus-Statue führten Treppen nach einem 
*) Mosaik-Arbeit ist eingelegte Bildnerei (von verschiedenfarbigen Glas-, Holz- 
oder Stewftiickchen.) 
Fig. 61.
	        
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