Full text: Geschichte des Mittelalters (Teil 2,1)

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Deutsche Geschichte bis zur Gründung des nationalen Staats 919. 
Salzburg, Wien. Es hatte sich am Rhein und an der Donau römisches Leben 
und römische Kultur angesiedelt; n. a. waren auch die ersten Weinreben 
am Rhein gepflanzt worden. Es entstand ein friedlicher, wenn auch oft 
durch Kriegszustand unterbrochener Handelsverkehr mit den Germanen. 
Man kaufte von ihnen Pelze, Gänsefedern, Haare, mit denen sich römische 
Frauen schmückten, und Bernstein, der seit alters von der Nord- und 
Ostseeküste nach Südeuropa gebracht wurde; dafür erhandelten die Germanen 
Schmuckfachen, Waffen und Wein. 
Durch diefe friedlichen Beziehungen hatten die Germanen mancherlei 
Nützliches von den Römern -gelernt. Sie hatten gewerbliche Kenntnisse 
von ihnen übernommen; sie hatten insbesondere gelernt den Boden etwas 
besser zu bearbeiten. Dazu kam, daß sie durch die römische Grenzbewachung 
gehindert wurden, über Rhein und Donau hinüberzustreifen und ueues 
Land in der Ferne zu suchen. So waren sie denn genötigt, um die 
wachsende Volkszahl ernähren zu können, dem Ackerbau mehr Fleiß zu- 
zuwenden. In jener Zeit fingen die Germanen an sich zu einem 
Bauernvolk umzubilden. 
Wanderung Freilich wuchs die Volkszahl weit schneller, als sich der Ackerbau ent- 
wickelte. Immer von neuem machte sich daher das Bedürfnis geltend, 
Land zu erwerben, das den Überschuß der Bevölkerung aufnehmen könnte; 
das Verlangen der Germanen nach fruchtbarem Ackerland ist die wesent- 
lichste Ursache der Völkerwanderung. Dazu kam, daß die höhere Kultur und 
die vielfachen Genüsse des römischen Lebens etwas Verlockendes für viele 
von ihnen haben mußten. Ganze Stämme ließen sich von den Römern auf 
römischem Boden ansiedeln. Viele gingen auch auf eigene Hand über 
die Grenze, traten als Bauern in die Dienste römischer Gutsherren oder 
als Krieger in das römische Heer, das, wie schon erzählt, schließlich fast 
ganz aus Barbaren bestand. Daneben aber wurden seit dem Ende des 
zweiten Jahrhunderts n. Chr. die kriegerischen Angriffe immer heftiger. 
Markos § 15. Anfänge der Völkerwanderung. Vom Markomannen- 
krieg^uni kriege, d. h. von den Zeiten Mark Aurels an kann man die Völker- 
170 Wanderung rechnen. Kurze Zeit später traten an den Grenzen die Namen 
Völker neuer Völker auf, die durch den Zusammenschluß kleinerer Völkerschaften 
entstanden waren. Die Franken saßen am Niederrhein und suchten von 
dort nach Gallien einzudringen; die Alamannen, auch Sweben (Schwaben) 
genannt, überschritten den römischen Grenzwall und eroberten das Zehnt- 
land; die Sachsen, welche im heutigen Hannover, Oldenburg und West- 
falen wohnten, machten mit ihren Schiffen die Meere unsicher und brand-
	        
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