Full text: Geschichte des Mittelalters (Teil 2,1)

Der Einbruch der Hunnen und die Gründung germanischer Staaten k. 
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schätzten die Küsten. Die Goten endlich verließen ihre Sitze an der 
unteren Weichsel, wanderten nach den Küsten des Schwarzen Meeres, und 
die Römer mußten ihnen die Provinz Dacien überlassen. 
Die Goten sind das erste germanische Volk, unter dem das Christen- 
tum Eingang sand, und zwar in der Form, wie es der Kirchenlehrer 
Arms gelehrt hatte. Wulfila, der Sohn römischer Kriegsgefangener, Wulfila 
verbreitete es bei einem Teile der Goten, deren Bischof er wurde. Er 
hat auch die Bibel in das Gotische übersetzt, und diese Bibelübersetzung 
ist das früheste Denkmal germanischer Sprache. Auch andere germanische 
Völler nahmen das manische Christentum an; das trennte sie von den 
katholischen Römern, denen sie für Ketzer galten. 
Der Einbruch der Hunnen und die Gründung germanischer Staaten 
auf dem Boden des weströmischen Reichs. 
§ 16. Hunnen und Goten. Schon mehrere Jahrhunderte dauerte 
der Ansturm der Germanen auf das römische Reich, als ein Ereignis 
eintrat, welches in seinen Folgen zu einer Überflutung des weströmischen 
Reiches durch germanische Scharen führte. Im Jahre 375 brachen die 
Hunnen, ein mongolisches Reitervolk von häßlichem Aussehen und rohen ° 375 
Sitten, das aus dem mittleren Asien stammte, keinen Ackerbau trieb, 
sondern sich von Viehzucht ernährte und nomadisch von Ort zu Ort wan- 
derte, über die Wolga in Europa ein. Sie trafen in Südrußland zu¬ 
erst auf die Oftgoten, deren König, der mehr als hundertjährige Er- 
manarich, sich den Tod gab, und unterwarfen sie. Auch die Westgoten Afen^m 
wagten nicht ihnen zu widerstehen, und große Scharen von ihnen erschienen rö^eu 
an der unteren Donau und baten um Aufnahme in das römische Reich. 
Mit Erlaubnis der Römer überschritten sie mit Weib und Kind den Strom, 
um Wohnsitze auf der Balkanhalbinsel zu erhalten. Aber bald brachen 
Mißhelligkeiten zwischen ihnen und den römischen Statthaltern aus, denen 
sie schlechte Verpflegung und Habsucht vorwarfen; die Goten erhoben sich 
und verheerten weithin das Land nördlich und südlich des Balkans. Bei 
Adrianopel trat ihnen der Kaiser Valens entgegen, wurde aber geschlagen 
und kam selbst um. Da rettete der neue Kaiser Theodosius das Reich, 
indem er mit den Westgoten Frieden schloß und ihnen Wohnsitze anwies. 
Theodosius starb 395, nachdem er das Reich in eine weströmische tcj^§6'eS 
und eine oströmische Hälfte geteilt hatte; Kaiser von Westrom wurde fein ^3°g^iu5 
Sohn Honorius, dem Stilicho, ein Wandale von Geburt, als Minister 
und Feldherr zur Seite trat, Kaiser von Ostrom sein anderer Sohn Ar- 
fadius. Gleichzeitig aber begann auch von neuem der Krieg mit den 
Neubauer, Lehrbuch der Geschichte II, l. 19. Aufl. 2
	        
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