Full text: Geschichte des Mittelalters (Teil 2,1)

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Deutsche Geschichte bis zur Gründung des nationalen Staats 919. 
hatte, bequemte es sich zur Unterwerfung. Widukind selbst sah das 
785 Vergebliche des Widerstandes ein, ergab sich und ließ sich auf einer Pfalz 
des Königs taufen. 
An Aufständen fehlte es auch nachher nicht; um sie zu verhin- 
dern, verpflanzte Karl öfters Sachsen aus ihrer Heimat nach dem 
Frankenlande, während er Franken in Sachsen ansiedelte. Er teilte ferner 
das Land in Grafschaften und stellte fränkische Grafen an ihre Spitze. 
Das Christentum wurde gewaltsam eingeführt; heidnische Gebräuche wurden 
bei Todesstrafe verboten; und allmählich entstanden Bistümer, z. B. 
Paderborn, Münster, Osnabrück, Bremen. 
So wurde dies freiheitsdurstige Volk dem Frankenreiche einverleibt. 
^Bayem" Auch der Bayernherzog Tassilo, der eine ziemlich selbständige und macht- 
volle Stellung behauptete, wurde bald darauf abgesetzt und in ein Kloster 
geschickt. Seitdem beherrschte Karl alle Germanenvölker, mit Ausnahme 
der Nordgermanen und der inselbewohnenden Angelsachsen. 
9s@gr § 34. Kriege gegen die Grenzvölker. Schon im Jahre 778 hatte 
Karl, wie erwähnt, die Kämpfe gegen die Sachsen durch einen Feldzug 
gegen die Araber oder Mauren in Spanien unterbrochen. Damals 
drang er bis an den Ebro vor, ohne doch wesentliche Erfolge zu erringen. 
Auf dem Rückzüge durch die Pyrenäen erlitt er sogar einen schweren 
Verlust; denn die von Roland befehligte Nachhut feines Heeres wurde 
von den Basken im Tale Roncevalles vernichtet. Die Gestalt Rolands 
aber hat die Heldensage mit besonderem Glänze umgeben. Sie macht 
ihn zum Sohn der Bertha, der lange verstoßenen Schwester Karls. Sie 
erzählt, wie er schon als Knabe den Riesen im Ardennenwalde erschlug, 
und wie er der tapferste unter des Kaisers Paladinen, ein Vorbild in 
allen ritterlichen Tugenden gewesen sei. Sie berichtet insbesondere von 
dem Tode des Helden: wie er nach hartem Kampfe, schwer verwundet und 
zum Tode matt, allein in öder Wildnis übrigblieb; wie er sein Herr- 
liches Schwert, damit es nicht in Feindes Hand fiele, auf einem Marmor- 
block zerschlagen wollte, aber eher der Block als das Schwert zersprang; 
wie er, nach Hilfe rufend, in das elfenbeinerne Horn stieß, daß es zer- 
barst; wie er dann in frommem Glauben verschied und seine Seele von 
den Engeln himmelwärts getragen wurde. 
Erst längere Zeit nach Karls spanischem Feldzuge wurde südlich von 
den Pyrenäen die spanische Mark gegründet, die einem Markgrafen 
unterstand. Ferner wurden an der Ostgrenze des Reiches wichtige Kriege
	        
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