I
Ii. Die deutsche Kaiserzeit.
919—1250.
1. Die Zeit der Sachsenkaiser. 919 —1024.
Heinrich I. 919 — 936.
gnwdung § 45. Der Sachsenherzog Heinrich, dem, wie die spätere Sage
des Reiches erzählt, seine Königswahl unter den grünen Waldbäumen des Harzes,
am Vogelherd, mitgeteilt wurde, war ein tüchtiger und tatkräftiger, dabei
ruhig erwägender, maßvoller Fürst. Nur von den Sachsen und Franken
war er gewählt worden; so war denn seine erste Aufgabe, seine könig-
liche Gewalt auch im übrigen Deutschland zur Geltung zu bringen und
der Zerrüttung des Reiches zu steuern. Und so viel wenigstens ist ihm
gelungen, daß die übrigen Herzöge, obwohl sie sich auch serner großer
Selbständigkeit erfreuten, doch seine königliche Hoheit anerkannten; auch
der lothringische Herzog Giselbert, der sich eine Zeitlang dem west-
fränkischen Reiche angeschlossen hatte, ordnete sich ihm unter.
Bedeutend mehr hat Heinrich für sein Herzogtum Sachsen erreicht,
das damals gegen äußere Einfälle, z. B. die der Ungarn, wenig gesichert
war, kein Reiterheer, wenige Burgen, keine Städte besaß. Bei einem
Einfall' neuen Einbruch der Ungarn gelang es ihm, einen ihrer Häuptlinge ge-
sangen zu nehmen. Um seine Befreiung zu erlangen, schlössen die Ungarn
einen Vertrag, in welchem sie sich gegen Zahlung eines jährlichen Tributs
verpflichteten, Sachsen zu schonen; indessen verheerten sie dafür Süddeutsch-
land. In der Zeit der Ruhe erbaute Heinrich eine Reihe fester Burgen,
in welche die Bevölkerung, wenn ein Feind einfiele, sich flüchten könnte.
Burgbau In die Burgen legte er Besatzungen; auch befahl er, daß der dritte Teil
des geernteten Getreides dort untergebracht würde. Aus manchen dieser
Burgen sind später Städte entstanden wie Goslar, Quedlinburg,
Merseburg. Ferner schuf der König auch in Sachsen, dessen Ver-
teidigung bisher wesentlich dem Heerbann der Bauern obgelegen hatte,
Reiterei eine Reiterei von Lehnsleuten, die geeignet war, den Kampf mit den
ungarischen Reiterheeren aufzunehmen.