Philipp von Schwaben 1198 — 1208 und Otto IV. 1198 — 1215.
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Zufall fiel damals Richard Löwenherz in seine Gewalt. Dieser
wollte, vom Heiligen Lande zurückkehrend, in abenteuerlicher Weise
Deutschland durchwandern, wurde aber bei.Wien erkannt und von dem
Herzog von Österreich an den Kaiser ausgeliefert; und nicht eher durfte
er die Burg Trifels in der Pfalz, wohin er als Gefangener gebracht
wurde, verlassen, bis er sein Land von Heinrich zu Lehen genommen und
ein hohes Lösegeld gezahlt hatte. Sodann plante der Kaiser einen Kreuz-
zug. Schon hatte sich ein starkes deutsches Kreuzheer gesammelt, schon Kreuzzugs-
schwammen die kaiserlichen Schiffe auf dem Meere, der Kaiser von Byzanz
hatte ihm bereits einen Tribut versprochen, da raffte den gewaltigen
Mann in seinem 32. Jahre zu Messina ein Wechselfieber dahin. Tod
Er hatte, wie ein zeitgenössischer Geschichtschreiber sagt, das deutsche
Volk herrlich gemacht vor allen Nationen. Um so unheilvoller war für
Deutschland sein früher Tod. Denn er hinterließ nur einen kaum drei-
jährigen Sohn Friedrich, dem seine Mutter Konstanze das unter-
italienische Königreich zu sichern suchte. In Palermo wuchs dieser auf,
und der Papst Jnnocenz III. übernahm über ihn die Vormundschaft. Thronstreit
In Deutschland aber erhoben sich jetzt die vielen Gegner des hohen-
staufischen Hauses und wählten Heinrichs des Löwen Sohn Otto zum
König; ihm stellte die staufische Partei Friedrich Barbarossas jüngsten
Sohn Philipp von Schwaben als König gegenüber.
Philipp von Schwaben 1198 — 1208 und Otto IT. 1198 — 1215.
§ 70. Infolge der Doppelwahl wurde Deutschland wieder durch 1198 bis
einen Bürgerkrieg zerrissen. Indessen erhob Papst Jnnocenz III., wohl 3nn0s
der gewaltigste aller Päpste, das Papsttum zu einer alles überragenden cm*IIL
Macht. Er hat mehrere Staaten Europas genötigt, seine Lehnshoheit
anzuerkennen, insbesondere England, dessen König Johann ohne Land,
der treulose Bruder und Nachfolger des tapferen Richard Löwenherz, sich
vor ihm demütigen mußte. Er gab die Anregung zu einer neuen Kreuzfahrt,
dem vierten Kreuzzug; dieser führte allerdings nicht zur Wiedereroberung ^uzzug
von Jerusalem, sondern zur Einnahme von Konstantinopel und zur
Gründung eines lateinischen Kaisertums, das sein Dasein nicht lange
gefristet hat. Jnnocenz hat auch die Inquisition, d. h. die gerichtliche
Aufsuchung und Verfolgung der Ketzer, ins Leben gerufen und den Anlaß
zu einem langen und verheerenden Kriege gegen die französischen Ketzer
gegeben. In dem deutschen Thronstreit nahm Jnnocenz für sich die Ent-
scheidung in Anspruch, ergriff zunächst für Otto IV. Partei und belegte