Full text: Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen

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Schlachten, besonders vor Turin, mit großem Ruhme theil; für die 
schweren Opfer war indessen der Siegespreis gering, indem abgesehen 
von der Anerkennung der Königswürde nur Obergeldern im Utrechter 
Frieden dem Staate zufiel, der sich kurz vorher auch durch einige kleinere 
Gebiete aus der oranischen Erbschaft vergrößert hatte. 
Außer der beträchtlichen Ausgabe für das Heer stürzte auch Fried¬ 
richs Prachtliebe und Verschwendung das Land in schwere Schulden, 
zumal nachdem der ehrliche aber derbe Dankelmann in Ungnade ge¬ 
fallen und Wartenberg ans Regiment gekommen war- Immerhin 
hatten Kunst und Wissenschaft dem Hofe manches zu verdanken; so ver¬ 
schönerten Schlüters Meisterwerke Berlin, und Leiönih, der Freund 
der Königin Sophie Charlotte, stiftete daselbst die Akademie. 
Dein ersten König, der als solcher Friedrich I. genannt wird, 
folgte Friedrich Wilhelm I. (1713—1740), durchaus des Vaters 
Gegensatz, jedenfalls einer der tüchtigsten preußischen Fürsten. 
Zunächst war er ein vortrefflicher Hanshalter. Die überflüssigen 
Stellen an seinem Hofe ließ er eingehen und kürzte die Gehälter der 
andern bedeutend. Sparsam wie er sollten alle seine scharf contro- 
lierten Beamten sein, ein Beispiel der Einfachheit fürs Volk. 
Kunst und Wissenschaft fanden, weil zu kostspielig, an ihm keinen 
Gönner; doch hat er sich große Verdienste um die Volksschule 
erworben. Auch lAckerbau und Industrie erfreuten sich seiner 
Unterstützung; denn was er hierfür ausgab, lohnte sich durch 
Hebung der Steuerkraft des Landes reichlich. Für seinen evan¬ 
gelischen Eifer zeugt nicht nur die Bereitwilligkeit, mit 
welcher er den vertriebenen Salzburgern sein Land öffnete, sondern 
auch der kirchliche Sinn, den er in seiner Familie selbst durch 
Zwang zu erhalten suchte, was leider dazu beitrug seinen großen 
Sohn dem Glauben zu entfremden. Friedrich Wilhelm war ferner 
ein guter Deutscher und zum eigenen Schaden nur zu sehr 
dem Kaiserhause ergeben, das ihn in seinen Hoffnungen auf das 
Herzogtum Berg betrog. Deutsch war seine Abneigung gegen 
fremde Moden und sein bewußter Gegensatz zu den übrigen Reichs¬ 
fürsten, die in sklavischer Anlehnung an den Versailler Hof nicht 
bloß die regelmäßigen Einkünfte ihrer Staaten vergeudeten, sondern 
sogar ihre eigenen Unterthanen um Geld verschacherten; deutsch 
auch war sein Behagen an ungezwungener Gemütlichkeit und 
Derbheit (Tabakscollegium). Endlich war er mit Leib und Seele
	        
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