Das Zeitalter der französischen Revolution.
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Wilhelm II. von Preußen, als sie zum Besuch beim Rurfürsten von Sachsen
weilten, in Pillnitz dahin verständigt, alle Souveräne Europas auf- Hammen-
zufordern, in der Sache des Königs von Frankreich ihre eigene zu sehen Panitz
und nötigenfalls mit Waffengewalt einzuschreiten. In Frankreich rief
diese Erklärung, in der man eine versteckte Kriegsdrohung sah, eine un-
geheure Erregung hervor, zumal man glaubte, daß die Emigranten, wie
der frühere Minister Ealonne und der Graf flrtois an dem Pillnitz er
Beschluß beteiligt waren. Aber noch wäre es nicht zum Kriege gekommen,
da sich Kaiser Leopold um die Erhaltung des Friedens bemühte. Hls
er aber am 1. März 1792 starb und sein Nachfolger Franz II. eine drohende
Note an die französische Regierung richtete (§ 38), wurde König Ludwig ma-isoe
von dem girondistischen Ministerium zur Kriegserklärung gedrängt.
An die Spitze des vereinigten preußisch-osterreichischen Heeres trat
der Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig, ein Neffe des
Siegers von Krefeld. Nachdem er im Juli 1792 das drohende und un-
kluge Manifest gegen die Franzosen erlassen hatte (§ 37), überschritt er
im August mit der Hauptarmee, die aus Preußen und Emigranten be-
stand, die Grenze. Die sieggewohnten preußischen (Offiziere sahen in dem
ganzen Unternehmen nur „einen militärischen Spaziergang" und glaubten,
mit den Revolutionsheeren bald fertig zu werden. Doch sie täuschten sich,
denn der Herzog von Braunschweig, der an eine bedächtige Kriegs¬
führung gewöhnt war, drang nur sehr langsam vor und richtete sich nicht
nach den Wünschen des preußischen Königs, der so schnell wie möglich
auf Paris vorrücken wollte. Die Preußen vergeudeten vielmehr die Zeit
mit der Eroberung unbedeutender Festungen. Als der Herzog die Stadt von""verdun
verdun zur Übergabe aufforderte, erklärte der Kommandant, er könne
sich mit dem Herzog nicht einlassen, noch weniger die Stadt übergeben,
denn eine Festung sei das Eigentum nicht derjenigen Bürger allein, welche
sie bewohnten, sondern der ganzen Nation. Als der Bürgerausschuß
schließlich die Übergabe forderte, da erklärte der ehrenfeste und tapfere
Kommandant, frei sterben zu wollen, und erschoß sich im Beisein mehrerer
Bürger und Offiziere.
3n der ungünstigsten Jahreszeit rückten nun die Preußen auf grund- Kanonaöe
losen Wegen in die Champagne ein und nahmen eine günstige Stellung DaImi)
bei Dalmy an den Argonnen den Franzosen gegenüber ein, die von
Kellermann und Dumouriez kommandiert wurden,- aber sie erreichten
nichts, denn es kam nur zu einer nutzlosen Kanonade am 20. September 1792.
Don einem weiteren Dordringen in Frankreich stand nun der Herzog
ab, und die Preußen traten, durch schlechte Derpflegung und anhaltenden R^3e"9e^er
Hegen, durch Hunger und Ruhr entmutigt und entkräftet, den Rückzug
an, der einer Niederlage gleichkam.
Nach dem Abzug der preußischen Truppen, die über den Rhein D^0°b^tC3
zurückgingen, wandte sich Dumouriez gegen die Österreicher in Belgien, Belgien