Chlodwig, der Gründer des vereinigten Frankenreiches.
33
zwischen dem Ozean und dem Rhein außer den fränkischen Kleinstaaten
folgende Reiche: Der Rest der römischen Herrschaft um Soissons und
Paris, das Keltenreich in der Bretagne (S. 26), das Reich der Ale-
mannen, das mit seinen Westmarken tief nach Gallien hineingriff, das
Burgunderreich im Südosten und das Reich der Westgoten im Süden.
a) Der Feldzug gegen die Römer und die Verlegung der Residenz
nach Paris. Zuerst wandte sich Chlodwig gegen den römischen Statt-
Halter Syagrlus. Dieser unterlag bei Soissons (486) und flüchtete
zu den Westgoten. Nachdem der Frankenkönig durch Drohungen seine Aus-
lieferung erzwungen hatte, ließ er ihn heimlich umbringen. Sein Land
wurde dem fränkischen Reiche einverleibt. Chlodwig ersah die neue Er-
Werbung zum Mittelpunkte seines Staates; er verlegte seine Residenz
von Tournai nach Soissons und später nach Paris. — Die Bewohner
der Bretagne unterwarfen sich ohne Schwertstreich.
b) Der Feldzug gegen, die Alemannen und der Übertritt Chlod-
wigs zum Christentum. Als die Ausbreitung der Alemannen in dem
niederrheinischen Flachlande (S. 26) für die ribuarischen Franken bedrohlich
wurde, rief deren König Sigbert die Hilfe seines Verwandten Chlodwig
an. Dieser erschien mit einem Heere, und es kam zu einer mörderischen
Schlacht (496?)i. Lange blieb der Kampf unentschieden. Da gelobte
Chlodwig, den seine katholische Gemahlin Chlotilde von Burgund bisher
vergebens für ihren Glauben zu gewinnen versucht hatte, Christ zu werden,
falls ihm der Christengott den Sieg verleihe. Wirklich siel der Sieg den
Franken zu. ein Ereignis, das die wichtigsten Folgen haben sollte.
Zunächst kam der größte (nördliche) Teil des Alemannenlandes
unter die fränkische Herrschaft. Sodann nahm Chlodwig das
Christentum, und zwar in der Form des katholischen Bekennt-
nisses, an. Dadurch gewann er die Herzen seiner römischen Untertanen
und trat in scharfen Gegensatz zu den arianischen Königen der Burgunder
und Westgoten. Auch bereitete er auf diese Weise das später so innige
Verhältnis des Frankenreiches zum päpstlichen Stuhle vor.
Die Taufe des Königs vollzog der Bischof Remigius zu Reims, das
später die Krönungsstadt der französischen Könige geworden ist. Er soll an den
Täufling die Worte gerichtet haben: „Beuge in Demut deinen Nacken, Sugambrer^,
verehre, was du verbrannt hast, verbrenne, was du verehrt hast."
1 Der Ort ist unbekannt. Früher nahm man gewöhnlich Zülpich (südwestlich
von Köln) an. Vgl. Simrocks Gedicht „Die Schlacht bei Zülpich".
2 Die Sugambrer, welche mit dem Jahre 8 v. Chr. aufhörten eine selbständige
Völkerschaft zu bilden (S. 13), gingen später in dem Frankenbunde auf. Der Name
des tapfern Volkes erhielt sich als eine Art Ehrenbezeichnung.
Mertens, Deutsche Geschichte. Ausgabe A, I. 19. u. 20. Aufl. Z