Full text: Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ausgange des Mittelalters (Teil 1)

Chlodwig, der Gründer des vereinigten Frankenreiches. 
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zwischen dem Ozean und dem Rhein außer den fränkischen Kleinstaaten 
folgende Reiche: Der Rest der römischen Herrschaft um Soissons und 
Paris, das Keltenreich in der Bretagne (S. 26), das Reich der Ale- 
mannen, das mit seinen Westmarken tief nach Gallien hineingriff, das 
Burgunderreich im Südosten und das Reich der Westgoten im Süden. 
a) Der Feldzug gegen die Römer und die Verlegung der Residenz 
nach Paris. Zuerst wandte sich Chlodwig gegen den römischen Statt- 
Halter Syagrlus. Dieser unterlag bei Soissons (486) und flüchtete 
zu den Westgoten. Nachdem der Frankenkönig durch Drohungen seine Aus- 
lieferung erzwungen hatte, ließ er ihn heimlich umbringen. Sein Land 
wurde dem fränkischen Reiche einverleibt. Chlodwig ersah die neue Er- 
Werbung zum Mittelpunkte seines Staates; er verlegte seine Residenz 
von Tournai nach Soissons und später nach Paris. — Die Bewohner 
der Bretagne unterwarfen sich ohne Schwertstreich. 
b) Der Feldzug gegen, die Alemannen und der Übertritt Chlod- 
wigs zum Christentum. Als die Ausbreitung der Alemannen in dem 
niederrheinischen Flachlande (S. 26) für die ribuarischen Franken bedrohlich 
wurde, rief deren König Sigbert die Hilfe seines Verwandten Chlodwig 
an. Dieser erschien mit einem Heere, und es kam zu einer mörderischen 
Schlacht (496?)i. Lange blieb der Kampf unentschieden. Da gelobte 
Chlodwig, den seine katholische Gemahlin Chlotilde von Burgund bisher 
vergebens für ihren Glauben zu gewinnen versucht hatte, Christ zu werden, 
falls ihm der Christengott den Sieg verleihe. Wirklich siel der Sieg den 
Franken zu. ein Ereignis, das die wichtigsten Folgen haben sollte. 
Zunächst kam der größte (nördliche) Teil des Alemannenlandes 
unter die fränkische Herrschaft. Sodann nahm Chlodwig das 
Christentum, und zwar in der Form des katholischen Bekennt- 
nisses, an. Dadurch gewann er die Herzen seiner römischen Untertanen 
und trat in scharfen Gegensatz zu den arianischen Königen der Burgunder 
und Westgoten. Auch bereitete er auf diese Weise das später so innige 
Verhältnis des Frankenreiches zum päpstlichen Stuhle vor. 
Die Taufe des Königs vollzog der Bischof Remigius zu Reims, das 
später die Krönungsstadt der französischen Könige geworden ist. Er soll an den 
Täufling die Worte gerichtet haben: „Beuge in Demut deinen Nacken, Sugambrer^, 
verehre, was du verbrannt hast, verbrenne, was du verehrt hast." 
1 Der Ort ist unbekannt. Früher nahm man gewöhnlich Zülpich (südwestlich 
von Köln) an. Vgl. Simrocks Gedicht „Die Schlacht bei Zülpich". 
2 Die Sugambrer, welche mit dem Jahre 8 v. Chr. aufhörten eine selbständige 
Völkerschaft zu bilden (S. 13), gingen später in dem Frankenbunde auf. Der Name 
des tapfern Volkes erhielt sich als eine Art Ehrenbezeichnung. 
Mertens, Deutsche Geschichte. Ausgabe A, I. 19. u. 20. Aufl. Z
	        
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