Full text: Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ausgange des Mittelalters (Teil 1)

64 Vierter Zeitraum. Das Deutsche Reich von Heinrich I. bis zum Ende der ©taufer. 
Sieger über alle seine Gegner, hob Otto das Stammesherzog¬ 
tum auf und übertrug die herzogliche Gewalt Mitgliedern seines Hauses. 
Lothringen^ erhielt der fränkische Graf Konrad der Rote von Worms, 
der später sein Schwiegersohn wurde, Bayern sein Bruder Heinrich, 
Schwaben sein Sohn Ludolf; Franken wurde mit der Krone 
vereinigt. 
Doch ein neuer Aufstand, der von seinem Schwiegersohne Konrad 
und seinem Sohne Ludolf ausging (S. 66), zeigte dem Könige, daß er 
sich nach einer zuverlässigeren Stütze umsehen müsse. Er fand sie in der 
Kirche, deren Diener (Bischöfe, Reichsäbte) er selbst ernannte. Um nun 
die Macht der Kirchenfürsten (Prälaten) gegenüber dem trotzigen Laienadel 
zu verstärken, schenkte er ihnen ausgedehnte Ländereien und verlieh 
ihnen wichtige Befugnisse, wie das Markt-, Zoll- und Münzrecht, 
womit bedeutende Einkünfte verbunden waren. Dafür leisteten sie die 
wichtigsten Dienste als Reichsbeamte: sie waren die Räte, die Kanzler 
und Gesandten des Königs; sie lieferten dem wandernden Hofe, wenn er 
in ihr Gebiet kam, den nötigen Unterhalt; vor allem aber stellten sie mit 
ihren berittenen Vasallen den Kern des Heeres. Auch die geistige und 
sittliche Tüchtigkeit des Klerus suchte der fromme König zu heben. Dabei 
unterstützte ihn vor allem sein Bruder Brun, der von ihm zum Erz- 
bischof von Köln erhoben wurde. 
So schuf Otto eine neue Reichsverfassung, welche die Kirche 
ganz in den Dienst des Staates zog und die spätere Stellung der Bischöfe 
und Äbte als Reichsfürsten begründete. 
C. Die Kriege Ottos I. 
a) Die Kämpfe mit den Wenden. Beginn der deutschen Siedlung 
und der Einführung des Christentums in den ostelbifchen Landen. 
Die ganze Regierungszeit Ottos I. ist mit Kriegen gegen die Wenden an- 
gefüllt, welche das deutsche Joch mit Ingrimm ertrugen. Als treue Helfer 
des Königs treten besonders zwei Männer hervor, die Markgrafen Her- 
mann (Billung) und Gero. Hermann, ein Verwandter des königlichen 
Hauses, der seinen Stammsitz in Lüneburg hatte, unterwarf die Wenden 
zwischen der unteren Elbe und Oder (Mecklenburg und das westliche 
Pommern). Gero erkämpfte dem Deutschen Reiche eine ausgedehnte Mark, 
die sich von der Saale und mittleren Elbe bis zur mittleren 
1 Dieses Herzogtum wurde noch von Otto I. in Ober-Lothringen an der 
Mosel und oberen Maas und N i e d e r - L o t h r i n g e n an der mittleren und unteren 
Maas geteilt. Der Name Lothringen haftete später an Ober-Lothringen; dessen 
Hauptstadt wurde Nanzig (Nancy) a. d. Meurthe.
	        
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