§ 17. Der Kaiser Augustus, 31 b.—14 n. Chr. 107
infolge eines Sturzes vom Pferde, und Tiberins zog sich bald nachher
in Unfrieden mit Augustus vom Krieg zurück. Immerhin war die
römische Herrschaft zwischen Rhein und Weser fast befestigt und
zwischen Weser und Elbe schon ziemlich anerkannt, als im Jahre 9 n. Chr.
der kühne Cheruskerfürst Armiuius die drohende Unterwerfung der
Deutschen durch die Römer vereitelte. Er brachte einen heimlichen Bund
vieler Stämme zusammen und vernichtete das Heer des Statthalters
Qnintilius Varns im Teutoburger Walde. Seither begnügte sich
Augustus mit der Rheingrenze. — Das war die einzige Niederlage, die
er erlitten hat. Im übrigen fand er keine Schwierigkeiten, Nordspanien
und den Norden der Balkanhalbinsel zu unterwerfen. Sein Ruhm war
so groß, daß der Partherkönig freiwillig die im Jahre 53 erbeuteten
Feldzeichen des Crassus zurücksandte (20 v. Chr.).
So war die Zeit des Augustus eine Zeit des Friedens und der Rom am Ende
Ruhe. Handel und Wandel, Wohlstand und Bildung hoben sich; und beT 9te,)u6Itt
damals erst begann Rom, das bis dahin den Großstädten des Ostens
an Schönheit nachgestanden hatte, sich zu einer würdigen Hauptstadt der
Mittelmeerländer umzugestalten.
Rom war nach dem gallischen Brande eilig und dürftig aufgebaut
worden; und auch als es nach dem Ersten Pnnischen Kriege schnell zu
wachsen begann und sich zahlreiche Vorstädte, zumal am Tiber, rund um-
her ausbreiteten, achtete man nicht auf schöne, planmäßige Anlage. Die
Straßen waren bis in die Mitte des zweiten Jahrhunderts hinein fast
alle nngepslastert geblieben, sie waren so eng, wie bei uns ein Zimmer
ist, für Fuhrwerk kaum passierbar, steil und oft schmutzig. Sie waren
meist aus kleinen schmucklosen Häusern aus Fachwerk gebildet, die ein
wenig voneinander .abstanden. Nach [der Straße zu gab es in ihnen
niedrige Läden und Werkstätten, und oft verengte noch ein hölzerner
Vorbau, ein Verkaufsstand u. dgl. den engen Weg. Die Wohnräume
lagen von der Straße abgekehrt um den viereckigen Jnnenhof, den
Mittelpunkt des häuslichen Lebens bei Römern wie bei Griechen. Zwischen
den Straßenzügen gab es besonders an den Abhängen und auf den
Hügeln große unbebaute baumbestandene Strecken, in denen sich allmählich
die Prunkpaläste des Adels, viele von großen Gärten umgeben, erhoben.
Auch fehlte es nicht an öffentlichen Gebäuden und gemeinnützigen Anstalten.
Die meisten der großen Männer Roms haben durch solche Bauten
dauernde Denkmäler ihres Namens in der Stadt geschaffen, ob sie wie
Camillns und Marcellus Tempel, wie C. Flaminius und Pompeins Zirkus
und Theater, ob sie wie der Zensor Appins Claudius Cäcus eine
Wasserleitung oder wie M. Porcius Cato maior, Ti. Sempronins