Full text: Geschichte des Altertums (Teil 1)

Alexander der Große, 
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umgab er, der Beherrscher Asiens, um den Asiaten zu zeigen, daß er an die 
Stelle der Perserkönige getreten sei, sich mit demselben Prunk und derselben 
Feierlichkeit, wie jene es getan hatten; dann erschien er in der persischen 
Königstracht und verlangte von allen, auch den Macedoniern, daß sie ihn 
durch Fußfall ehrten. Auch zog er vornehme Perser, Angehörige des bisher 
herrschenden Volksstammes, an sich heran und verlieh ihnen Amter und 
Statthalterschaften; es lag ihm daran, Macedonier und Perser, die er beide 
zu herrschenden Völkern in seinem Reich bestimmt hatte, einander zu nähern. 
Zunächst aber erregten diese Neuerungen bei den Macedoniern, die sich zurück- 
gesetzt glaubten, viel Unmut. Ja, es entstand eine Verschwörung gegen das 
Leben des Königs, um die auch Philotas, der Sohn Parmenions, wußte, 
ohne daß er sie ihm gemeldet hätte; als Alexander davon erfuhr, ließ er ihn 
hinrichten und auch seinen Vater Parmenion, der sich in Ekbatana befand, 
töten. Bald darauf führte die Mißstimmung der Offiziere wieder zu einem 
Ausbruch. Klitus reizte den König beim Gelage dadurch, daß er seine 
Taten herabsetzte und dafür die Verdienste seines Vaters aufs höchste pries; 
da ergriff Alexander im Rausche einen Speer und durchstach den, der ihm am 
Granikus das Leben gerettet hatte. Freilich, als er die Tat vollführt hatte, 
erfaßte ihn die tiefste Reue; drei Tage lang verschloß er sich vor den Seinen 
und weigerte sich Speise und Trank zu sich zu nehmen. 
Bald aber war Alexander zu neuen Taten bereit; und die Seinen waren Sufl nach 
willig ihm zu folgen. Mit einem großen Heere, das teils aus Macedoniern 3"Men' 
und Griechen, teils aus ausgehobenen Asiaten bestand, brach er über das 
Gebirge in das märchenhaste Wunderland Indien ein. Er überschritt den 
Indus und drang bis zu dem Hyphasis vor, einem der Flüsse des Pand- 
schab, des Fünfstromlandes; hier aber weigerten sich seine Truppen 
weiterzuziehen. Da entschloß er sich zur Umkehr. Zwölf turmhohe Altäre 
ließ er errichten, um das Endziel seiner Feldzüge zu bezeichnen. Dann fuhr 
er auf einer Flotte, die er hatte bauen lassen, den Indus abwärts bis zum 
indischen Ozean, den noch kein Grieche gesehen hatte, und brachte hier dem 
Poseidon ein feierliches Opfer. Die Flotte übergab er darauf seinem 
Adtntral Nearchus, der sie durch unbekannte Meere bis zur Mündung 
des Euphrat und Tigris führte; er selbst begann mit dem Landheer den 
Ruckmarsch durch die wasferlosen Wüsten Gedrosiens, des heutigen 
Beludschistan. Dort erduldeten die Truppen furchtbare Qualen, und viele 
von ihnen starben; aber der König teilte mit ihnen alle ihre Leiden und 
schüttete wohl das ihm in einem Helm gebrachte Wasser ungetrunken auf den 
Boden, um vor den Seinen nichts voraus zu haben.
	        
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