76 Geschichte der Römer.
ein. Dieser war der Sohn des Siegers von Pydna, Amilins Paullus, war
aber von Publius Scipio, dem Sohn des Afrikanns, adoptiert d.h. als
Sohn angenommen worden und führte nun dessen Namen mit dem Zusätze
Ämilianus. Er war ein umsichtiger und entschlossener Feldherr, dazu maß-
voll und gerecht, milde und zuvorkommend im Verkehr, ein Liebhaber
griechischer Bildung; beim Volke war er sehr beliebt und wurde daher vor
der üblichen Zeit zum Konsul gewählt. Er schloß zunächst Karthago von
der Landseite durch eine Kette von Befestigungen ab. Darauf sperrte er
auch den Hafen, indem er einen Damm baute, welcher die Einfahrt abschloß.
Und nun begann der Sturm auf die Stadt, in der bereits Hunger und
Krankheit herrschten. Erst wurden die Häfen erobert; darauf drangen die
Römer, Schritt für Schritt erkämpfend, bis zum Marktplatz und von da in
andauerndem, heftigstem Kampfe durch die brennenden Straßen bis zur
Burg vor. Jetzt ergab sich der Rest der Bevölkerung, 50 000 Menschen,
die nachher in die Sklaverei abgeführt wurden. Auch der feindliche Feldherr
Hasdrubal warf sich, einen Ölzweig in der Hand, Scipio zu Füßen.
Nur die römischen Überläufer ergaben sich nicht; mit ihnen fand die Gattin
Hasdrubals, ihren Gemahl als Feigling verfluchend, in den Flammen des
die Burg krönenden Tempels den Untergang.
lallKl Karthago brannte völlig nieder. Über die Stätte wurde der Pflug
146' gezogen, zum Zeichen, daß sie nie wieder bewohnt werden sollte. Das
Gebiet von Karthago wurde unter dem Namen Afrika zur Provinz
gemacht. Scipio erhielt wie sein Adoptivgroßvater den Namen Aftikanus.
Die spanischen Kriege.
§ 83. Während die Römer der Macht Karthagos ein Ende bereiteten
und sich zu Beherrschern des Orients machten, hatten sie zugleich lange und
sich immer wieder erneuernde Kriege mit den spanischen Berg-
Völkern zu führen, die ihre Freiheit, wie einst gegen die Karthager,
so nunmehr gegen die neuen Bedränger tapfer und zähe verteidigten.
Am längsten und hartnäckigsten widerstanden die Einwohner der Stadt
Numantia. N u m a n t i a, die am oberen Dnero in wilder Gebirgsgegend auf der
Höhe lag. Erst als Scipio Ämilianus gegen sie gesandt wurde,
133- erlag die Stadt nach verzweifeltem Kampfe im Jahre 133. Sie wurde
zerstört und dem Erdboden gleich gemacht. Scipio aber fügte seinem Namen
den Beinamen Nnmantinus bei.