Der dritte Raubkrieg Ludwigs XIV. und die Türkenkriege
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3. Die Zeit Friedrichs (III.) I. 1688 (1701)—1713
und Friedrich Wilhelms I. 1713 —1740.
Der dritte Raubkrieg Ludwigs XIV. und die Türkenkriege.
§ 165. Der dritte Raubkrieg Ludwigs XIV. Auf den Großen Kur-
fürsten folgte sein Sohn, der als Kurfürst Friedrich III., nach der
Königskrönung Friedrich I. heißt. In seine Regierungszeit fallen eine
Reihe großer europäischer Kriege, durch welche gewaltige politische Ver-
äuderungen herbeigeführt worden find.
Zunächst führte im Jahre 1688 Wilhelm von Oranien seinen
Anschlag auf England aus; von dem englischen Volke gerufen, setzte er über Neigung
das Meer und vertrieb Jakob II., der eine Zuflucht bei Ludwig XIV. in
Frankreich fand. Jene Thronumwälzung bezeichnen die Engländer noch 1688.
heute als die „glorreiche Revolution". Der neue König von England aber,
Wilhelm III., wurde die Seele des großen Bündnisses, das sich gegen
Ludwig XIV. bildete, als er zum dritten Mal einen Krieg vom Zaune brach.
Ludwigs XIV. Bruder nämlich, der Herzog von Orleans, war vermählt
mit einer pfälzischen Prinzessin, Elisabeth Charlotte, die meist
„Liselotte" heißt; diese Frau ist dadurch bemerkenswert, daß sie an dem ver-
dcrbten französischen Hofe ihre echt deutsche, tüchtige und ehrliche Gesinnung ^erdntte
bewahrte, wie sie sie in vielen uns erhaltenen Briefen ausgesprochen hat. ro1fl|UxIV
In ihrem Namen nun, wenn auch wider ihren Willen, erhob Ludwig Erb- 1688-1697.
anfprüche auf die Pfalz und besetzte plötzlich einen großen Teil der deutschen
Rheinlande mit seinen Truppen. Da schlössen sich der Kaiser und das
Reich, England, Holland und Spanien zusammen; unter den
deutschen Fürsten war die Beteiligung Friedrichs III., der ein tüchtiges Heer
entsenden konnte, besonders wichtig.
Die Franzosen haben sich in diesem Kriege durch die furchtbare Ver-
wüstungderPfalz einen traurigen Ruhm erworben. Als sie sich näm-
lich genötigt sahen dieses Land zu räumen, gab der Kriegsminister Louvois,
um feindlichen Truppen den Aufenthalt unmöglich zu machen, den scheuß-
lichen Befehl, „die Pfalz zu verbrennen"; Heidelberg mit seinem prachtvollen
Schloß, das heute Deutschlands schönste Ruine ist, Mannheim, Worms,
Speier mit dem Dom und den Kaisergräbern wurden ein Opfer der Ver-
wüstung und Zerstörung.
Doch konnte Ludwig in diesem Kriege keine wesentlichen Fortschritte
machen. Nachdem er seine Finanzen und die Steuerlast seines Landes
erschöpft hatte, verstand er sich zum Frieden, der in dem Dorfe Rys - Tyswtjk°"