Contents: Poesie und Prosa aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert

A. Dichter. 245 
Bamberg tätig gewesen war, kam er 1627 nach Würzburg. Hier 
hat er MWo Opfer des Hexenwahns zur Richtstätte begleitet und sich 
von deren Schuldlosigkeit überzeugt. Darum schrieb er 1631 anonym 
seine berühmte Schrift gegen diesen Greuel: ‚Caufio criminalis seu 
de processibus contra sagas liber.“ Dadurch wurde der erste Schritt 
zu ihrer Beseitigung getan. Sein Wirken fuͤr die Gegenreformation 
zog ihm große Feindschaft zu, so daß er 1629 beinahe getötet 
worden wäre. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in 
Trier; hier zog er sich durch Krankenpflege 1635 den Tod zu. — 
Spee ist der hervorragendste katholische Sichter geistlicher Lieder. 
Diese wurden 1649 herausgegeben unter dem Titel: „Trutznachtigall, 
oder geistliches poetisches Lustwäldlein, desgleichen noch nie zuvor 
in deutscher Sprache gesehen.“ Manche seiner Lieder bekünden 
kernhafte Frömmigkeit, andere sind mehr zierlich und süßlich ge— 
halten; alle aber zeichnen sich durch sprachliche Vollendung aus. 
Auch sein ‚Güldenes Tugendbuch“ verdient Beachtung; es ist größten⸗ 
teils in Prosa geschrieben, enthält aber auch zahlreiche Lieder zum 
Preise der Ubungen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe. 
Martin Opitßz, * 1597 zu Bunzlau, lebte in Holland, Sieben— 
bürgen und Schlesien. 1628 wurde er von Ferdinand II. zum 
Dichter gekrönt und geadelt (Opitz von Boberfeld), trat später in 
polnische Dienste; 163) zu Danzig an der 4t. — Als Dichter 
hat er nur geringe Bedeutung; seine „Jugendlieder“ und „Trost— 
gedichte in Widerwärtigkeit des Krieges“ 1633) sind erwähnens—⸗ 
wert. Doch übte er großen Einfluß aus durch sein Buch von 
der deutschen Poetereyn. Er betrachtete die Poesie als eine Runst, 
die zu lehren und zu lernen sei. Doch wirkte er insofern bahn— 
brechend, als er die lateinische Sprache verbannt wissen wollte und 
zum ausschließlichen Gebrauche der deutschen aufforderte. Statt 
der bisher üblichen Versform vier Hebungen, unregelmäßige 
Senkungen) verlaugte er regelmäßigen Wechsel zwischen hohen und 
niedrigen Silben. Als Versfüße sollten nur Jambus und Trochäus 
benutzt werden; von ausländischen Strophenformen führte er den 
französischen Alexandriner und das italienische Sonett ein. 
Friedrich v. Logau, 1604 zu Brockut ESchlesien), studierte 
Rechtswissenschaft und trat 1644 als Kanzleirat in den Dienst des 
Herzogs von Brieg; 5 1655 zu Liegnitz. — Er ist der größte deutsche 
Epigraämmatiker. 1654 gab er eine Sammlung seiner Sinngedichte 
heraus unter dem Titel: „Salomons von Golaw deutscher Sinn— 
gedichte drey Tausend“. Er wurde aber verkannt und vergessen; 
erst Lessing stellte ihn in seinen „Literaturbriefen wieder auf den 
verdienten Platz. Seine Sprüche, deren Wert allerdings recht ver— 
schieden ist, bringen in knapper Fassung treffliche Lebenswahrheiten 
n Ausdrucke; mit feiner Ironie deckt er die Schwächen der 
enschen auf. 
Simon Dach, * 1605 zu Memel, studierte Theologie, war zuerst 
Konrektor an der Domschule zu Wittenberg, dann Professor der 
Philosophie und Poesie an der Universität zu Königsberg; Jda— 
selbst 1659. — Er dichtete viel, doch waren die meisten Gedichte
	        
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