§ 14. Norddeutsches Flachland (westlicher Teil).
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fangs die kostspielige Eindeichung nicht lohnt, so daß die Bewohner ihre
Häuschen eng zusammen auf Warten, d. h. künstlichen Erdhügeln, bauen;
da der Boden auch dort vor Überflutung zumal bei Winterstürmen nicht
sicher ist, sind sie ausschließlich Viehzüchter und, wie alle Friesen, vortreff¬
liche Schisser, die die Weltmeere besser kennen als das deutsche Festland.
Weit nw. vor der Elbmündung liegt ganz in offener See das kleine,
dreieckige Felseneiland Helgoland^ (1815 —1890 englisch gewesen), noch
innerhalb der deutschen Flachsee von weniger als 20 nr Tiefe, von frie¬
sischen Schiffern bewohnt, im Sommer ein stark besuchtes Seebad.
12. Freie Stadt Hamburg. ^Hamburg, mit 8 Ht. E. die zweite
Stadt des Deutschen Reichs, neben Antwerpen die bedeutendste Seehandels¬
stadt des europäischen Festlandes, da sie dessen volkreiche Mitte mit dem
Ozean verbindet: Bis hierher (90 km weit) gelangen noch die größten
Seeschiffe in die Unterelbe hinein. Hamburg, Sitz der Seewarte ^ des
Deutschen Reichs, hat seinen Glanz und Reichtum erst recht entfaltet seit
Erschließung des deutschen Handels über das Weltmeer hinaus, vorzüglich
nach Amerika; es versorgt das Deutsche Reich und einen großen Teil
Österreichs mit Kolonialwaren, ist zugleich Hauptausfuhrhafen deutscher
Erzeugnisse und neben seinem alten Hausegeuossen Bremen unser Haupt¬
auswanderungshafen. Sein Gebiet erstreckt sich auf der r. Elbseite
flußaufwärts nach den Vierlanden, einer höchst fruchtbaren Flu߬
anschwemmung sö. von Hamburg voll saftiger Rinderweiden, Obstgärten,
Gemüse- und Blumenfelder. Ferner im NW. am N.- Rand der Küste zwischen
Elbe und Weser Cuxhavens ein Vorhafen Hamburgs, der von den
sehr tiefliegenden Schnelldampfern und namentlich beim Eisgang der Elbe
auch von anderen Schiffen aufgesucht wird.
8 14.
Norddeutsches Flachland.
Westlicher Teil.
Der NW. des Deutschen Reichs ist sein ebenster und niedrigster
Teil. Außer dem flachen Rücken der Lüneburger Heide unterbrechen
kaum hüglige Erhebungen die gleichförmige Tiefebene, die sich gen NW.
abdacht bis zu einem völlig seeebenen Küstensaum, in den der Weser-
' d. h. Heiligland. — * Wissenschaftliche Anstalt zum Studium von Meer und
Wetter zugunsten deutscher Seefahrer. Sie prust nautische Instrumente, gibt Sturm¬
warnungen für die deutschen Küsten und tägliche Wetterberichte aus, stellt Segelanwei¬
sungen für alle Meere zusammen. — :1 Haven ist niederdeutsche Schreibung von Hafen.
Helgoland.
12. Hamburg.
I. Ober¬
flächen¬
ausbau.