Full text: Neuere Geschichte von der Französischen Revolution bis zur Jetztzeit (Bd. 4)

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Kaiser-Wilhelm-Kanals) gestattet und das Post- und Telegraphen- 
wesen von Preußen verwaltet werde. Österreich wie auch der Prinz 
von Augustenburg waren nicht geneigt, auf sämtliche Forderungen 
einzugehen. 
Österreich war damals durch innere Wirren geschwächt und 
mithin wenig vorbereitet auf einen Krieg. Diese Lage nützte Bis- 
marck aus, indem er den Gegner am 14. August 1865 zum Ver¬ 
trage von Gast ein drängte. Schleswig kam danach unter 
preußische, Holstein unter österreichische Verwaltung, und Lauenburg 
fiel gegen eine Geldentschädigung an Preußen; über die Zukunft 
beider Herzogtümer sollte nur bei beiderseitigem Einverständnis ent- 
schieden werden. Bismarck, nach dieser günstigen Wendung vom 
König in den Grafenstand erhoben, verhehlte sich jedoch nicht, daß 
„der Riß im Bau nur verklebt" war, zumal Österreich den Prinzen 
von Augustenburg weiterhin in Holstein frei schalten und walten ließ. 
Bismarck setzte eifrig seine Politik fort trotz der Widerstände 
in der Hofgesellschaft und im Volke; selbst ein Attentat konnte ihn 
nicht wankend machen. Mit Italien schloß er ein Bündnis 
auf drei Monate (bis zum 8. Juli 1866) ab, indem er gegen Waffen- 
Hilfe im Kriegsfall Italiens Ansprüche auf Venetien zu unterstützen 
versprach. Da Napoleon durch die Ereignisse in Mexiko an 
einer Einmischung verhindert war, suchte er die Entscheidung durch 
verschiedene Vermittlungsvorschläge über die Bündnisfrist hinzu¬ 
ziehen (z. B. sollte Schleswig-Holstein an Preußen, dafür Schlesien 
an Österreich und dafür Venetien an Italien fallen). Die Entwick- 
lung ließ sich jedoch nicht mehr aufhalten. 
Als Österreich einseitig die Lösung der schleswig-holsteinischen 
Angelegenheit der Entscheidung des Deutschen Bundes 
anheimstellte und zugleich die Stände von Holstein zu 
einer Beratung zusammenrief, erklärte Preußen dies 
als einen Bruch des Gasteiner Vertrages und ließ seine 
Truppen von Schleswig her unter dem General von Manteuffel in 
Holstein einrücken, indem es Österreich freistellte, durch Besetzung 
Schleswigs den vor dem Gasteiner Vertrag bestehenden Zustand 
wiederherzustellen. General von Gablenz zog sich jedoch mit den 
österreichischen Truppen unter Protest von Holstein nach Böhmen 
zurück, und die Besetzung Holsteins erklärte Österreich als eine Ver- 
letzung des Bundesfriedens und beantragte die Mobilmachung des 
gesamten Bundesheeres mit Ausnahme des preußischen Anteiles. 
Dieser Antrag wurde mit 9 gegen 6 Stimmen angenommen. Darauf
	        
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